Kontinent der Vertriebenen

Werbung
Werbung
Werbung

Zehntausende Afrikaner versuchen jährlich über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Doch die wirkliche Flüchtlingskrise mit Millionen Betroffenen spielt sich weit weg von Europa ab.

Auf keinem Kontinent sind so viele Menschen auf der Flucht wie in Afrika. Südlich der Sahara haben die Missstände dem UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) zufolge 15 Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Afrikanische Nachbarstaaten gewähren ihnen Schutz. Die Flucht von Zehntausenden Afrikanern nach Europa stellt also nur die Spitze des Eisbergs dar. Eine Auswahl:

BURINDI

Aus Angst vor Gewalt in Burundi sind allein seit März 180.000 Menschen in die Nachbarländer geflohen. Burundi wurde im April in eine Krise gestürzt, als Präsident Nkurunziza begann, nach einer dritten Amtszeit zu greifen. Die Fliehenden fürchten wieder ethnische Spannungen, die in den 1990er-Jahren zu einem Bürgerkrieg mit 300.000 Toten geführt hatten.

SOMALIA

Knapp eine Million Somalis sind vor der Gewalt in ihrer Heimat in Nachbarländer geflohen. Rund 420.000 leben in Kenia, jeweils etwa 250.000 in Äthiopien und im Jemen. Das Land hat seit 1991 keine funktionierende Zentralregierung mehr.

SÜDSIDAN

Rund 755.000 Menschen sind vor der Gewalt im Südsudan in die Nachbarländer geflohen. Das eher christliche Land spaltete sich 2011 vom mehrheitlich muslimischen Sudan ab. Ein Machtkampf zwischen Präsident Kiir und seinem Ex-Vize Machar führte zu einer neuen Spirale von Gewalt und Vertreibung. 1,6 Millionen Menschen sind innerhalb der Landesgrenzen geflohen, und rund 300.000 Menschen aus dem Sudan in den Südsudan geflüchtet.

KONGO

Rund 500.000 Kongolesen sind vor Gewalt und Gesetzlosigkeit in Nachbarländer geflohen. Mehr als 2,75 Millionen Menschen haben ihre Heimat verlassen, um innerhalb der Landesgrenzen anderswo Schutz zu suchen. Vor allem der Osten des Kongo wird von Rebellen und Milizen heimgesucht, die um die Vorherrschaft über örtliche Mineralienvorkommen kämpfen.

ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK

Rund 460.000 Menschen sind vor den Kämpfen in der Zentralafrikanischen Republik in die Nachbarländer geflohen, etwa eben so viele sind Binnenflüchtlinge. Gewalt zwischen den Religionsgruppen bestimmt den Alltag. Der Konflikt brach aus, nachdem muslimische Rebellen 2013 den christlichen Präsident Bozize entmachtet hatten.

NIGERIA

Rund 150.000 Nigerianer sind wegen des blutigen Terrorfeldzugs von Boko Haram in Nachbarländer geflohen. Rund 1,4 Millionen Menschen sind aus dem Nordosten Nigerias in andere Landesteile geflüchtet. (ag)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung