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Er sehe Babizkij nicht gerne hinter Gittern, sagte der russische Interimspräsident Wladimir Putin bei einer Pressekonferenz. Sechs Stunden später saß der Reporter im Flugzeug nach Moskau. Ein weiteres Zeichen für Putins Machtfülle, das in diesem Fall besonders lange auf sich warten ließ.

Am selben Tag, an dem russische Streitkräfte im Tschetschenienkrieg die letzte Hochburg separatistischer Kämpfer erobern konnten, wurde der im Kaukasus verschollene Journalist Andrej Babizkij von den russischen Behörden freigelassen. Babizkij kehrte als einziger Passagier in einem Flugzeug aus der dagestanischen Hauptstadt Machatschkala nach Moskau zurück, nachdem er ein Monat lang als in Tschetschenien verschollen galt. Wochenlang gab es kein Lebenszeichen von ihm, und man befürchtete schon seinen Tod.

Mitte Januar wurde Babizkij, ein Korrespondent des amerikanischen Senders "Radio Liberty", von russischen Soldaten bei Grosny verhaftet. Der Grund für seine Festnahme waren Reportagen aus Grosny, die das Mißfallen der russischen Militärs auslösten, da sie über die katastrophale Situation auf tschetschenischer Seite berichteten, und für die russische Zivilbevölkerung die einzige verläßliche Information über die Kriegsereignisse darstellten.

Babizkij sagte bei seiner Freilassung, er habe sich zeitweise "in den Händen von Sadisten befunden, die mich im Konzentrationslager Tschernokosowo festgehalten haben". Er selbst habe dort nur die übliche "Einweisung" - "ein Dutzend Schläge mit dem Knüppel" - erlitten, aber die tschetschenischen Gefangenen seien brutal geschlagen und gefoltert worden. In die Zellen werde laut Babizkij Tränengas gesprüht, und manche Tschetschenen sind Dauerverhören unterzogen worden.

Das Hin und Her um seine Freilassung erklärte Babizkij damit, daß sich die verschiedenen Ebenen der Macht in Rußland nicht untereinander einigen könnten. Zurück in Moskau wurde der Reporter vom Innenministerium unter der Bedingung, die Hauptstadt nicht zu verlassen, auf freien Fuß gesetzt, da "sein Verbrechen nicht so groß sei". Trotzdem drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft.

Seinen Ruf als unbestechlicher Journalist hat sich der 35jährige Babizkij im ersten Tschetschenien-Krieg erworben. Damals berichtete der Reporter auch über die brutalen Methoden der tschetschenischen Rebellen, was ihn gegen den Vorwurf der Einseitigkeit immun macht. Bei einer Geiselnahme der Rebellen stellte er sich als Austausch gegen Frauen und Kinder zur Verfügung.

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