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Man muß sich wundern, daß es solange gedauert hat, bis das latente Glimmen im Kosovo zum offenen Brand wurde. Vor bald zehn Jahren hat Slobodan Milosevi'c die von Tito eingeführte Autonomie der südserbischen Provinz aufgehoben. Die Schikanen gegen die Albaner setzten ein - sie hielten still, auch als die Serben in Kroatien und Bosnien beschäftigt waren. Nun kocht der Kessel über. Nun gewinnen radikale Kräfte, die es natürlich auch dort gibt, an Boden.

Der Westen ist ratlos, machtlos, wie damals, als die Serben, noch vorsichtig, in der Krajina, in Ostslawonien eindrangen, um ihren Teil am zerfallenden Titostaat zu sichern. Dann war es zu spät, um den Frieden zu schützen.

Kann ein militärisches Eingreifen nun den Frieden im Kosovo wiederherstellen? Wohl kaum. Ein Volk, das seine nationale Identität auf seiner schwersten Niederlage im Mittelalter begründet, wird sich immer als Opfer fremder Mächte gefallen und dementsprechend reagieren. Verhandlungen, die diese Mentalität in Rechnung setzen und mit wirtschaftlichem Druck operieren, dürften den einzigen Hoffnungsschimmer geben.

Österreichs Politiker aber sollten sich bewußt sein, daß der Kosovo nahe ist, wenn sie den Optionenbericht zur europäischen Verteidigungspolitik erstellen. Ein Balkankrieg, der sich vom Kosovo aus über Albanien, Mazedonien, Griechenland, Montenegro ausbreiten könnte, würde auch Österreich nicht kalt lassen können. fg

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