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"Wenn die Macht Unentschlossenheit zeigt, wird ihr das Volk das nicht verzeihen." Selten werden Worte von Politikern so konsequent in die Tat umgesetzt wie in diesem Fall. Der Tschetschenienkrieg ist das zur schrecklichen Realität gewordene Wahlkampfmotto von Rußlands Premier Wladimir Putin. Bei den Duma-Wahlen am kommenden Sonntag wird das russische Volk ihren Politikern ohnehin schon genug verzeihen müssen. Da soll der Vorwurf der Unentschlossenheit, des Nachgebens gegenüber den seit drei Monaten gejagten angeblichen tschetschenischen Banditen und Terroristen kein weiterer Anlaß für Kritik sein.

Deswegen ist es auch falsch, die Verlängerung des Ultimatums an die Einwohner der tschetschenischen Hauptstadt Grosny als ein Zeichen von Schwäche auf russischer Seite zu werten. Die Armee hat zweifellos die Möglichkeiten, Grosny - noch mehr als bisher - in Grund und Boden zu bomben. Putin versteht es nur besser als sein polternder Präsident Boris Jelzin, dem internationalen Druck gerecht zu werden, ohne die eigenen Ziele aus dem Auge zu verlieren. Sein oberstes Ziel ist es, gestärkt aus den anstehenden Wahlen in das Rennen um die Präsidentschaft zu gehen. Putins Popularität, die er dem Krieg im Kaukasus verdankt, nutzt dabei mehr als alles andere seiner Partei. Die Verquickung von Krieg und Wahlen macht sich bezahlt.

Seit der Zarenzeit trägt der Ort, an dem die tschetschenische Hauptstadt steht, den Namen: Grosny, auf deutsch "schrecklich". Und schon wieder wird ein Wort konsequent in die Tat umgesetzt und zur traurigen Realität. WM

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