Krise des Politischen

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Doch wer sollte diese Diskurse führen? Der politmediale Zirkus verträgt keine Differenzierung, will keine leisen Zwischentöne. Eindeutigkeit und Klarheit sind gefragt, heißt es, die Menschen wollen Orientierung und leadership. Schon recht - aber beide, Politik wie Medien, verwechseln das oft mit platter Abgehobenheit. Wir haben es zunehmend mit potemkinschen Fassaden zu tun: mit einer Politik, die mittels aufwendiger Inszenierungen den Anschein ihres Primats aufrecht zu erhalten versucht; und mit Medien, die unter Einsatz suggestiver Bilder und eingängiger Botschaften Pluralismus und Meinungsvielfalt suggerieren. Aber dahinter ist nicht viel.

Deshalb werden auch die Nicht-Ereignisse zu Ereignissen, während die tatsächlich vitalen Zukunftsfragen zwar mit großer Emphase aber letztlich - siehe oben - sehr pauschal abgehandelt werden. Nur deswegen können Wohl und Wehe scheinbar oft an einer einzigen Person hängen, nur deswegen also kann beispielsweise der Rückzug eines Didi Mateschitz von einem Event-Projekt ein Land in tiefste Depression stürzen, ein angedeutetes Einlenken aber Euphorie auslösen. Hier ist jegliche Verhältnismäßigkeit abhanden gekommen.

Europa hätte eigentlich auch so etwas wie ein Gegenprojekt zu solchen Entwicklungen sein können. Aber danach sieht es im Moment nicht aus.

Nr. 25 /23. Juni 2005

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