Kurt Krenn war nur ein Symptom

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Kurt Krenns Bischofstage sind gezählt. Längst hat die ganze Bischofskonferenz genug von seinem Regierungsstil. Bei den symbolstarken Begräbnissen von Kardinal König und Bundespräsident Klestil hat Kardinal Schönborn ebenso wie bei der Schlussfeier des Mitteleuropäischen Katholikentages für die katholische Kirche stark gepunktet. Niemand in der Kirche kann Interesse daran haben, sich solche Glaubwürdigkeitsgewinne immer wieder in St. Pölten zerstören zu lassen.

Deshalb darf man die Bestellung von Bischof Küng zum Apostolischen Visitator als Teil einer kirchendiplomatischen Strategie ansehen: Nicht ein "linker Progressiver" soll Krenns Absetzung als Bischof Rom empfehlen, sondern ein "rechter Gesinnungsfreund". Das verleiht dem Verdikt Gewicht und bietet der Kirchenleitung Gelegenheit, den "Fall St. Pölten" als "Fall Krenn" zu erklären: Keine Frage von Glaubenssätzen, kein Richtungsstreit in der Kirche, keine Notwendigkeit zu weiteren Reformen - nur persönliches Versagen eines kranken Mannes. Alles Gute für eine baldige Genesung!

Die ist ihm in der Tat zu wünschen. Triumphgeheul stünde den Krenn-Kritikern schlecht an, eher Mitgefühl. Zu lange ist er von falschen Freunden auf seinem falschen Weg ermuntert worden. Aber auch die Kirchenleitung sollte sich vor falschen Träumen hüten: Mit einem neuen Bischof ist die neue Glaubwürdigkeit noch nicht gesichert!

Der Fall Krenn hat die Aktualität zweier Forderungen des Kirchenvolks-Begehrens drastisch unterstrichen: Gegen den Willen des Kirchenvolks eingesetzte Bischöfe sichern nicht den rechten Glauben, sondern unterminieren eine Diözese! Und für das Festhalten der katholischen Kirche an vorgestriger Sexualmoral sind Scheinheiligkeit, Doppelmoral und zerstörte Existenzen ein viel zu hoher Preis!

Der Autor ist freier Publizist.

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