Mit Charme und Ehrgeiz an die Macht

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Erwartungsgemäß wählte das thailändische Parlament Yingluck Shinawatra am 3. Juli mit 53 Prozent der Stimmen zur Regierungschefin. Diese Woche hatte König Bhumibol der 44-Jährigen offiziell den Regierungsauftrag erteilt. Die erste Frau auf dem höchsten Regierungsposten soll frischen Wind in eine Politlandschaft Thailands bringen, die bisher von Männern dominiert war.

"Ich bin aufgeregt, mit der Arbeit beginnen zu können“, sagte Yingluck nach dem Wahlsieg. "Die Menschen werden mich danach beurteilen, ob meine Arbeit sie zufrieden stellt und ihren Erwartungen entspricht.“ Yingluck war bei der Wahl vor einem Monat als Spitzenkandidatin für die Pheu-Thai-Partei angetreten und hatte dabei die absolute Mehrheit erzielt. Das Parlament wählte sie mit 296 der 500 Stimmen. Sie verfügt nun im Parlament über eine komfortable Mehrheit von 300 Sitzen. Die regierende Demokratische Partei kam auf lediglich 159 Mandate.

Trotz ihres klaren Sieges will die künftige Ministerpräsidentin Yingluck eine Koalitionsregierung bilden. Vier kleine Parteien seien bereit, mit ihrer Pheu-Thai-Partei zusammenzuarbeiten.

Seit 1932 gab es in Thailand 18 Putsche

Yingluck steht eine schwere Aufgabe bevor. Sie muss ein zerstrittenes Land regieren, in dem Regierungschefs bisher nur selten eine volle Amtszeit überstanden haben. Seit dem Ende der absoluten Monarchie 1932 gab es 18 Putsche oder Putschversuche des Militärs, das nach wie vor großen Einfluss auf die politischen Verhältnisse nimmt. Yinglucks Bruder Thaksin war der erste, dem es gelang, eine volle vierjährige Amtszeit durchzustehen. Außerdem muss sich die designierte erste Frau im Land immer wieder dem Vorwurf stellen, nur eine Marionette ihres im Exil lebenden Bruders zu sein. Er war 2006 aus dem Amt geputscht worden und gilt als De-facto-Chef der Partei. Nach Angaben von Mitgliedern ist er an allen wichtigen Entscheidungen beteiligt.

Der damalige Sturz ihres Bruders hatte das bei Urlaubern beliebte Thailand in eine tiefe Krise gestürzt, die im vergangenen Jahr zu heftigen Straßenschlachten zwischen seinen Anhängern, den sogenannten Rothemden, und dem Militär führte.

Die Pheu-Thai-Partei unter der Führung von Yingluck hat jedoch umfassende Veränderungen angekündigt.

Yingluck: "Ich weiß, wie man managt.“

Innenpolitisch will Yingluck vor allem der armen Bevölkerung des Landes helfen. Sie will den Mindestlohn um bis zu 90 Prozent auf 300 Baht (sieben Euro) am Tag erhöhen. Außerdem soll für die Bauern der Erzeugerpreis für Reis auf das Doppelte des vor der Wahl geltenden Marktpreises angehoben werden. Kritiker befürchten eine Erhöhung der Staatsverschuldung und Unternehmenspleiten.

Yingluck hat viel vor. Als Chefin ist sie eigentlich auch in ihrem Element: Yingluck, hat zeitlebens im Shinawatra-Firmenimperium gearbeitet - stets an der Spitze versteht sich. Erst in einer Mobilfunk-, dann in einer Immobilienfirma. "Ich weiß, wie man managt“, sagte sie damals im Wahlkampf selbstbewusst. Zudem erwarb sie einen Bachelor in Politikwissenschaft an der Universität Chiang Mai und war zum Masterstudium an der Kentucky State University in den USA. Yingluck ist verheiratet und hat einen Sohn.

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