Mit Innovationen trotzen Firmen der Krise und sind fit für den Aufschwung

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Unternehmen investieren in der Krise in die Forschung und Mitarbeiter. Technische Textilien wurden so zu einem neuen Exportschlager.

"Natürlich ist es gerade jetzt wichtig, die Ausgaben auf ein bestimmtes Maß zu beschränken, um den Konzern gut durch die Krise zu bringen", sagt Reinhold Süssenbacher, Generaldirektor von Umdasch. Das heiße aber nicht, mit einem groben Rechen über alles zu fahren. "Wer bei Forschung und Entwicklung spart, der sägt an dem Ast, auf dem er sitzt", ist er überzeugt. Würde der Rechenstift im Innovationsbereich angesetzt, hätte dies in der Aufschwungphase deutlich negativere Auswirkungen. "Know-how-Verlust bedeutet auch einen Verlust bei der Wettbewerbsfähigkeit", sagt Süssenbacher.

Umdasch hat daher trotz der spürbar negativen Auswirkungen der Wirtschaftskrise die Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie die Aus- und Weiterbildung nur marginal zurückgenommen. Weltweit fließen auch 2009 etwa zwei Prozent des Umsatzes von 1,2 Milliarden Euro in Innovation.

Dem Mitbewerber immer einen Schritt voraus zu sein, darauf setzt auch der Waldviertler Möbel- und Dekorstoffproduzent Backhausen. Nachdem vor Kurzem ein zur Gänze wiederverwertbarer Stoff namens Returnity präsentiert wurde, wird mit Juli die gesamte Trevira-CS-Palette des Unternehmens - und das sind immerhin etwa 90 Prozent der Gesamtproduktion - mittels dieser neuen Technologie hergestellt.

Der mit dem Cradle-to-Cradle-Zertifikat in Gold ausgezeichnete Returnity, der weltweit erste umweltfreundliche und wiederverwertbare Flammen hemmende Stoff aus Trevira CS ist eine Weiterentwicklung der Palette und somit ein Beispiel für den Innovationswillen: Sowohl bei der Garnherstellung, der Garnfärbung, dem Webprozess und der Endausrüstung werden chemisch bedenkliche Stoffe extrahiert und durch ökologisch unbedenkliche ersetzt - so kann die Flammhemmendfaser Trevira CS rückstandfrei in einem technischen Kreislauf der Wiederverwertung zirkulieren.

Kurs auf Zukunftsmarkt Hightech-Textilie

Die europäischen Textilbetriebe müssten intelligente, innovative Produkte entwickeln, die auch in geringen Mengen produziert werden könnten - dies sei die einzige Chance gegen die Billigkonkurrenz aus Asien, lautet das Credo von Firmenchef Reinhard Backhausen, gleichzeitig Präsident der heimischen Textilindustrie. In diesem Sinne sei strategisches Denken in Marktnischen besonders wichtig. Das Traditionsunternehmen, das im Vorjahr 14 Millionen Euro umsetzte und einen Exportanteil von 60 Prozent aufweist, steckt pro Jahr zwischen fünf und sieben Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Die gesamte heimische Textilbranche selbst erhöhte trotz rückläufiger Umsätze und Exporte im Vorjahr ebenfalls ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung von 44 auf 46 Millionen Euro.

Wie sehr sich die Anstrengungen lohnen, zeigt die Bilanz der heimischen Textilindustrie: Zwar sind die Ausfuhren insgesamt um 4,5 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zurückgegangen - bei den Hightech-Textilien, die als Zukunftshoffnung der Textilindustrie gelten, lag der Rückgang allerdings nur bei 3,4 Prozent. "Mit einem extrem hohen Spezialisierungsgrad haben sich technische Textilien aus Österreich mit zahlreichen Weltneuheiten und Patenten zu einem Exportschlager entwickelt", so Backhausen.

Um die Betriebe auf ihrem Weg in Richtung innovativer Textilien zu unterstützen, baut der Fachverband der Textilindustrie das Netzwerk "Smart Textiles" auf. Ziel ist es, Forschungseinrichtungen in den Mittelpunkt zu stellen und die Elektronik- mit der Textilindustrie zusammenzuführen.

Und auch in der Lebensmittelbranche wird Forschung und Innovation immer mehr zum Thema: Noch im Juni eröffnet die Ybbstaler Fruchtsaft GmbH ihr neues, etwa 1000 Quadratmeter großes Forschungszentrum. Damit soll die Entwicklung von Produkten für den weiteren Ausbau des Geschäftes mit den Grundstoffen für Getränke vorangetrieben werden. "Zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro haben wir da investiert", berichtet Geschäftsführer Stephan Büttner. Auch er möchte gerade jetzt Innovation nicht missen: "Das wäre eine strategische Fehlentscheidung", ist er überzeugt. Natürlich sei dabei die Kapitalstärke entscheidend - "aber Innovation bringt nun einmal Vorteile gegenüber dem Mitbewerber". Nur durch die Generierung von Marktanteilen könne das Kerngeschäft gestärkt werden. "Eine Krise dauert zwei bis drei Jahre. Ein Verzicht auf Innovation hingegen würde uns wesentlich langfristiger zurückwerfen", ist Büttner überzeugt. Das Unternehmen hat mit Getränkegrundstoffen und Fruchtsaftkonzentraten im Vorjahr 170 Millionen Euro umgesetzt.

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