Mitbauen am Haus Europa

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"Pro Europa" - der Osthilfefonds der Österreichischen Bischofskonferenz

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"Pro Europa" - der Osthilfefonds der Österreichischen Bischofskonferenz

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Eine Armen-Volksküche, ein Kindergarten und eine Musikschule werden unter anderem im neuen Provinzhaus der Vinzentinerinnen in Split in Kroatien untergebracht sein: Nach der schweren Zeit unter dem kommunistischen Regime und dem Krieg schöpfen die Schwestern nun durch die kirchliche Hilfe aus dem Westen wieder Hoffnung.

Denn die Kommunisten hatten den Grund des Hauses zum Teil enteignet und ein Warenhaus, eine Bank und einen Marktplatz darauf errichtet. In der Zeit des Bosnienkrieges waren Flüchtlinge im Haus untergebracht, das in der Zwischenzeit stark heruntergekommen war. Viele Schwestern müssen zur Zeit sogar außerhalb ihres Ordenshauses in der Stadt untergebracht werden. Doch das wird sich bald ändern.

Der Bau des Provinzhauses in Split ist eines der vielen Projekte, mit denen "Pro Europa", der Osthilfefonds der Österreichischen Bischofskonferenz, am "Haus Europa" mitbaut. "Durch unsere Projekte arbeiten wir indirekt am Aufbau einer demokratischen Gesellschaft und einer Kultur der Gewaltfreiheit mit", betont Reinhard Rechberger, Geschäftsführer von "Pro Europa". "Die vielen Opfer in den langen Jahren der Zwangsherrschaft des Kommunismus dürfen nicht vergessen werden. Die Kirche in Osteuropa hat ihren Glauben in den schwierigen Zeiten so treu und mutig verteidigt und weitergetragen. Die Menschen müssen deshalb erfahren können, dass wir sie nun nicht alleine lassen. Wir brauchen neue Zeichen der Solidarität über Grenzen hinweg!"

"Pro Europa" unterstützt den Bau von Schulen, Exerzitien-Häusern, Pastoral- und Jugendzentren. Vor allem investiert "Pro Europa" in die Aus- und Weiterbildung der Menschen. Aber auch wenn eine kleine Orgel angeschafft oder eine Lautsprecheranlage installiert werden soll - für viele Pfarren im Osten finanziell aussichtslose Projekte - versucht "Pro Europa" effektiv zu helfen.

"Wer regen Kontakt mit den Menschen in Osteuropa hat, der weiß, wie sehr sie gewillt sind, aus unserer Hilfe selbst etwas aufzubauen", meint Rechberger. Nicht immer sind es große Bauprojekte, die "Pro Europa" fördert. "Wenn Europa zusammenwachsen soll, dann dürfen wir gerade auch die kleinen Hilfsleistungen nicht übersehen. Wo diese Hilfe greift, so die Erfahrung Rechbergers, greift bald auch die Selbsthilfe."

Dass den Christen in Osteuropa geholfen wird, ist keine Errungenschaft der jüngsten Vergangenheit. Über 25 Jahre hindurch hat der "Europäische Hilfsfonds" aktivste Hilfe in den Ländern Süd-, Mittel- und Osteuropas geleistet. Gefördert wurden sämtliche osteuropäischen Länder, alle Republiken der ehemaligen UdSSR. In dieser Zeit hat sich eine Fülle von intensiven Kontakten ergeben, die bis heute bestehen.

Vieles konnte bis zur Wende freilich nur im Verborgenen geschehen. Die Angst vor Repressalien war berechtigterweise groß. Wieviel zur Erleichterung der schwierigen Situation in den damals kommunistischen Staaten beigetragen wurde, kann man heute dem umfassenden Archiv, das von der Informationsstelle der Österreichischen und Deutschen Bischofskonferenz übernommen wurde, entnehmen.

Im Jahre 1994 hat die Österreichische Bischofskonferenz eine neue Einrichtung eingerichtet: die "Mittel- und Osteuropa Partnerschaft der Österreichischen Bischofskonferenz". Anlass für die Einrichtung des neuen Fonds war, dass der Europäische Hilfsfonds seine Tätigkeit in Wien mit 31. Dezember 1995 beendete. Die Österreichische Bischofskonferenz wollte jedoch ihre Hilfen für die Kirche in den Ländern des europäischen Ostens mit Entschiedenheit weiterführen. Die Türen der weithin bekannten Boltzmanngasse 14 sollten für Besucher und Hilfesuchende aus dem europäischen Osten nicht geschlossen werden.

Kontakte pflegen Seit 1. Jänner 1995 laufen Unterstützungen für Projekte in den Reformländern von Seiten der Österreichischen Bischofskonferenz unter dem Titel "Pro Europa". Das Anliegen war, eine Solidaritätsaktion mit den Kirchen in diesen Ländern zu starten beziehungsweise weiterzuführen und die vorhandenen Kontakte zu pflegen.

Die einzelnen Projekte müssen mit ausführlicher Beschreibung und einem Finanzierungsplan eingereicht werden. Erst nach genauer Prüfung und mit bischöflicher Genehmigung versehen, kann das Projekt durch das Kuratorium positiv entschieden werden. Die räumliche Nähe Wiens zu den osteuropäischen Ländern trägt dazu bei, dass viele Priester ihre Anliegen persönlich vortragen können. "Pro Europa" empfängt ständig Besuch aus den Reformländern. Diese Besuche tragen wesentlich zu den guten Kontakten bei und geben Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch, zum Vorbringen von Anliegen und zu kurzen Berichten über die aktuelle Situation in den jeweiligen Ländern. Diese Gelegenheit zum Gespräch wird von beiden Seiten sehr geschätzt, zumal es einen wichtigen Bestandteil der Zusammenarbeit ausmacht.

In diesem Sinne soll ein gutes nachbarschaftliches Miteinander die Kirche und die Gläubigen stärken, damit sie nach Kräften zum Aufbau ihrer Länder beitragen können.

Die Hilfen und Unterstützungen, die vergeben werden, betreffen: - Kleinere Bauhilfen, wie Renovierungsmaßnahmen an Kirchen, Pfarrhäusern und Kapellen - Beiträge zur Errichtung von Exerzitien-Häusern, Pastoral- und Jugendzentren, Priesterseminaren ...

- Ausstattung von Pfarrämtern und Ordinariaten mit notwendigen technischen Geräten (Fax- oder Kopiergeräten, Computer), - Autozuschüsse für den Ankauf von Fahrzeugen, die für die pastorale Arbeit dringend benötigt werden, - Unterstützung beim Kauf von Orgeln oder Lautsprecheranlagen, - Durchführung und Unterstützung von Seminaren und Kursen, an denen Teilnehmer aus dem Osten eingeladen sind.

Solidarisch handeln Die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen der Kirche in Österreich und diesen Ländern sollen damit insbesondere nach der sogenannten Wende vertieft werden. Die vielen Opfer in den langen Jahren der Zwangsherrschaft des Kommunismus sollen nicht umsonst gewesen sein und nicht vergessen werden. Eine Kirche, die ihren Glauben in den schwierigen Zeiten so treu und mutig verteidigt und weitergetragen hat, darf besonders heute nicht alleine gelassen werden. Es gilt, beständig neue Zeichen der Solidarität über Grenzen hinweg zu setzen.

Die Kirche im Osten hat eine zukunftsweisende Aufgabe zu erfüllen, die sie auch erfüllen kann, wenn wir sie in geistiger und materieller Hinsicht unterstützen. Erzabt Bischof Asztrik Varszegi (Pannonhalma/Ungarn) hat bei der Fachtagung "Option für die Armen in Süd und Ost" der Österreichischen Bischofskonferenz im Rahmen des "Dialog für Österreich" folgendes Wort geprägt: "Wir bitten nicht um Almosen, sondern um Zusammenarbeit, Kommunikation und Partnerschaft." Er hat auch um die Chance gebeten, eine lebendige Kirche in einer lebendigen Gesellschaft werden zu können, die Gelegenheit bekommt, ihre wertvollen christlichen Traditionen, an die sie anknüpft, nach Europa hineinzutragen.

"Pro Europa" fördert Projekte in folgenden Ländern: Albanien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Jugoslawien, Kroatien, Slowenien, Slowakei, Tschechien, Rumänien und Ungarn Sehr geachtet wird darauf, dass die verfügbaren Geldmittel effektiv eingesetzt werden. Die Hilfe kommt jenen Menschen in Osteuropa zugute, die sie wirklich brauchen. Von der Fülle der eingereichten Projektanträge (es sind etwa 500 pro Jahr) können jedoch auf Grund der begrenzten Budgetmittel in der Regel nur ein Drittel positiv erledigt werden. Die Hoffnung der anderen Antragsteller auf oft dringend benötigte Hilfe bleibt dadurch enttäuscht. Durch Spendenaktionen konnte "Pro Europa" in der jüngeren Vergangenheit die finanzielle Hilfe für Projekte aber in beachtlichem Ausmaß aufstocken.

"Pro Europa" im Internet: Homepage: http://www.proeuropa.at

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