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Nach der steirischen Landtagswahl drehte sich # wie so oft in der österreichischen Innenpolitik # alles um die Frage nach der künftigen Rolle der FPÖ. Ein Spiel für Profis mit einem Schuss Zynismus, für alle anderen eher lähmend.

Zuletzt musste gar der steirische Panther, das Wappentier, höchstselbst herhalten: #Ich wähle heute Franz Voves#, verkündete er am Wahlsonntag ganzseitig auf weiß-grünem Hintergrund. Zu Recht wurde der ÖVP # auch in dieser Zeitung # vorgeworfen, Land und Partei in eins zu setzen. Aber die ultimative Werbebotschaft der SPÖ toppte alles. Auch einen als Inserat geschalteten faksimilierten Brief des kalifornischen Gouverneurs: #Dear Hermann # I feel like we#re fighting many of the same battles miles apart # Good luck with your campaign ##

Arnold Schwarzenegger stand damit an der Spitze einer Reihe von mehr oder minder prominenten Testimonials, die beide Parteien in dieser Wahlschlacht aufgeboten hatten. Strategisch nicht uninteressant unter den minder Prominenten auf VP-Seite war eine Reihe prononciert konservativer Katholiken, darunter Dietmar Fischer von Human Life International und der frühere Ärztekammerpräsident Richard Piaty. Sie warnten davor, eine Stimme für die # ihnen an sich nahestehende # Christenpartei CPÖ würde den Sozialisten helfen.

Gestaltungswille und Agendasetting

Nun wäre sich für die ÖVP zwar auch mit den CPÖ-Stimmen (4700) nicht Platz eins ausgegangen (die Differenz zur SPÖ beträgt 7500), aber es zeigt sich doch ein strukturelles Problem: Bei immer knapperen Wahlausgängen können Splitterparteien die angestammten Parteien des jeweiligen Lagers unter Umständen entscheidende Stimmen kosten.

Bestätigt wurden mit der VP-Niederlage zwei weitere Dinge: Die Rolle des Zweiten in einer Koalition ist extrem undankbar. Und: Redlichkeit, Vernunft und persönliche Integrität reichen für einen Wahlsieg nicht (mehr) # im besten Falle schaden sie auch nicht. Freilich, etwas kann den Mangel an Glamour und/oder Brillanz kompensieren: der unbedingte Wille zur Gestaltung und ein daraus resultierendes Agendasetting. Davon aber war bei dem Polit-Urgestein Hermann Schützenhöfer nicht viel zu spüren. Abgesehen davon, dass seine wahlkampfbedingten Versuche in Populismus nicht so recht überzeugt haben; dem Vouvesfraunz nehmen es die Leute halt eher ab, dass er dem Boundeskaunzler zaigt, wou der Bartl den Moust hult.

Man soll die Vergangenheit nicht verklären, aber: Von der Innovationsfreude, von der Mischung aus Intellektualität und Bodenständigkeit, Weltoffenheit und Traditionsbewusstsein, welche die steirische Politik einst auszeichneten (Stichwort: #Modell Steiermark#), ist kaum mehr etwas zu spüren. Fraglich ist allerdings, ob so etwas überhaupt, selbst mit anderen Protagonisten, noch möglich wäre: Kann irgendeine Partei heute noch die gesamte (steirische) Breite repräsentieren, also die Lufthoheit nicht nur über den Stammtischen, sondern auch den Intellektuellen-, Akademiker- und Künstlerzirkeln behaupten? Es gibt gute Gründe, das zu bezweifeln # und ebensolche, das nicht allzusehr zu betrauern, sondern letztlich für einen demokratiepolitischen Fortschritt zu halten.

Der rechte oder linke Umgang mit der FPÖ

Bleibt noch die leidige Frage nach dem rechten oder linken Umgang mit der FPÖ. Sie ist ja so etwas wie die Kernfrage unserer innenpolitischen Provinzpossen (zur Provinz zählt diesfalls auch der Bund) geworden. Sie hält das politmediale Werkl am Laufen. Kaum etwas machen SP- und VP-Politiker lieber als dem Gegner zu unterstellen, mit der blauen Karte zu spielen. Nichts ist für SP, Grüne und ihnen nahestehende Journalisten risikoloser, als sich in antifaschistische Pose zu werfen. Zu den leichtesten Übungen für FP-Spitzen zählt es, die #Ausgrenzungspolitik# von Rot-Schwarz zu geißeln.

Dabei weiß jeder in diesem Land, dass es zumindest auf Bundesebene einen Ausbruch aus dem mittelgroßkoalitionären Korsett nur mit der FPÖ geben kann. Auch in dieser Einschätzung waren übrigens die Steirer Vordenker # Diesem Dilemma, diesem Webfehler unserer Innenpolitik ließe sich nur mittels Änderung des Wahlrechts beikommen. Also bleibt alles wie gehabt.

* rudolf.mitloehner@furche.at

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