Morgan Tsvangirai: "Nelson Mandela Simbabwes"

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Zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen haben sich die Kommunal-, Parlaments- und Präsidentschaftswahlen vom Wochenende in Simbabwe entwickelt. Der eine Kopf dieses Rennens ist Robert Mugabe, vom Freiheitskämpfer und Hoffnungsträger zum Despoten gewandelter Präsident seit bald 30 Jahren. Und die Narben im Gesicht des zweiten Kopfs in diesem Rennen verdeutlichen, was Morgan Tsvangirai riskiert, Mugabes Machtmonopol in Frage zu stellen.

Letztes Jahr wurde der Oppositionsführer mit Schädelbasisbruch von einem Polizeiverhör in die Intensivstation eines Krankenhauses in der Hauptstadt Harare eingeliefert. Die Los Angeles Times adelt Tsvangirai daraufhin als den "Nelson Mandela Simbabwes". Das ist Wasser auf die Mühlen der Regierungskritik an Tsvangirai, die ihn als "Spion für Südafrika" verunglimpft. Doch es bleibt nicht bei den verbalen Attacken. Die Narbe über Tsvangirais rechtem Auge erinnert an einen Angriff von gedungenen Mördern schon zu Beginn seines politischen Widerstands Ende der 1990er-Jahre, die ihn aus dem zehnten Stock eines Hauses zu werfen versuchten, denen Tsvangirai aber schwer verwundet entkommen konnte.

Mugabe hat dieses Killerkommando auf seinen Widersacher gehetzt, nachdem dieser als Chef des simbabwesischen Gewerkschaftsbundes der Regierung die Stirn geboten und landesweite Streiks gegen Mugabes Wirtschaftsreformen initiiert hat. Tsvangirais Optimismus im Widerstand und seine volksnahe Art sichern ihm seither die Unterstützung großer Teile der Bevölkerung. Und auch international gilt Tsvangirai als Hoffnungsträger, der das unter Mugabe isolierte und wirtschaftlich ruinierte Land wieder aus der Krise führen kann.

Geboren 1952, muss Morgan Tsvangirai als ältestes von neun Kindern eines Zimmermannes trotz guter Noten aufgrund der Armut seiner Eltern die Schule verlassen. Er arbeitet zuerst in einer Weberei, später in einer Nickelmine. 1983 wird der Maschinenarbeiter erstmals in die Führung der Minenarbeitergewerkschaft gewählt, fünf Jahre später ist er Generalsekretär des damals noch stramm auf Regierungskurs getrimmten Gewerkschaftsbundes. Die Organisation des erfolgreichen Streiks gegen Mugabes Wirtschaftsprogramm macht ihn landesweit bekannt.

1999 schmiedet er aus einem Oppositionsbündnis die Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC). Bei den Parlamentswahlen im Juni 2000 erringt MDC 57 von 120 Mandaten - und verpasst damit nur knapp die absolute Mehrheit. Bei den Präsidentschaftswahlen 2002 tritt Tsvangirai gegen Mugabe an und verliert - so wie jetzt wird Mugabe schon damals vorgeworfen, die Stimmenauszählung manipuliert zu haben. Ohne Konsequenzen.

2004 wird der siebenfache Vater und Katholik Tsvangirai überraschend vom Vorwurf des Landesverrats freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hat ihm vorgeworfen, ein Attentat auf Mugabe geplant zu haben. Bei Verurteilung wäre der Oppositionsführer erhängt worden. Den Freispruch nennt er "eine gute Basis für eine nationale Versöhnung und für eine nationale Lösung der Landeskrise". Angesichts von Mugabes Konfrontationskurs ist aber eher zu befürchten, dass das momentane Kopf-an-Kopf-Rennen nicht ohne weitere Narben für Tsvangirai ausgehen wird. WM/APA

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