Neue Generation übernimmt Südtirol

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Das Kurhaus von Meran ist seit Jahrzehnten der Schauplatz aller wichtigen, oft auch historischen Weichenstellungen der Südtiroler Politik, wenn dort die Landesversammlung der Südtiroler Volkspartei zusammentritt. Am Samstag wählte sich die Partei in Meran einen neuen Obmann, den 28-jährigen Philipp Achammer. Er bekam 94,43 Prozent der Stimmen. Das überwältigende Ergebnis gibt dem Neuen eine starke Position, belastet ihn aber auch mit hohen Erwartungen.

Achammer verdankt es indirekt dem "Rentenskandal“, dass er Obmann wurde. Der bisherige Obmann Richard Theiner musste die Verantwortung dafür übernehmen, dass sich die ohnehin sehr gut bezahlten Südtiroler Politiker eine überaus vorteilhafte Pensionsregelung zugeschanzt hatten und trat zurück. Das machte den Weg für Achammer frei, den Theiner 2009 zum Parteisekretär gemacht und gefördert hatte. Manche zweifeln deshalb daran, dass Achammer nicht eine Mitschuld an der Affäre haben sollte.

Innerhalb eines halben Jahres ist die politische Führung Südtirols damit um buchstäblich eine Generation verjüngt worden. Dem 72-jährigen Luis Durnwalder war im Herbst der 41-jährige Arno Kompatscher als Landeshauptmann gefolgt. Achammer fällt es nun zu, die grundlegende Reform der Partei anzugehen, für die Theiner schon die Weichen gestellt hat: Er wollte die SVP von einer Volkstumspartei zu einer Volkspartei machen - also auch für Italiener öffnen. Die Partei möchte für jüngere urbane Menschen attraktiv werden. Als Landesrat für Kultur und Bildung wird Achammer auch vor der Frage stehen, ob und wie das Prinzip der muttersprachlichen Schule - eine der Säulen der Südtirol-Autonomie - aufrechterhalten werden kann. Vor allem aber soll er das System der alten Seilschaften sprengen helfen, für die als Symbol der SEL-Skandal um die Landeselektrizitätsgesellschaft steht, der der SVP wie ein Mühlstein um den Hals hängt.

Achammer, der ein Jus-Studium abgebrochen hat, betätigte sich bereits in seiner Gymnasialzeit in Brixen in der Politik. Als Parteisekretär musste er nur zu oft als Krisenmanager ausrücken. Er kennt die Partei wie kein anderer. Achammer und Kompatscher sind das moderne Gesicht der SVP: gebildet, städtisch, unprätentiös. Beide reden von "Erneuerung“ im Land und in der Partei, was sie aber damit meinen, weiß man nicht genau. Die beiden verstehen einander angeblich sehr gut, einfach wird die "Kohabitation“ dennoch nicht sein.

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