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Neue und alte NATO

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Warum ist eigentlich der Warschauer Pakt zugrunde gegangen und nicht auch die NATO? Sind nicht beide Belikte aus dem Kalten Krieg und gleichermaßen überholt?

So fragen sich die meisten Bussen und manche Intellektuelle im Westen. In Polen, den baltischen Ländern, in der Tschechei und in Ungarn weiß man die einfache Antwort: Die Mitglieder des Warschauer Paktes wollten die Allianz, in die sie hineingezwungen worden waren, selbst nicht mehr. Die 16 Mitglieder der NATO hingegen wollen ihr Bündnis, dem sie freiwillig beigetreten sind, aber aufrechterhalten. Und die meisten der osteuropäischen Beformstaaten wollen sogar noch beitreten.

Sie wollen sich damit natürlich auf die Seite des Stärkeren schlagen, und sie trauen den Russen nicht.

Aber die NATO ist gar nicht mehr die, die sie sich vorgestellt haben mochten, „das Konzept des Siegers über den Besiegten“, sondern sie ist die Grundstruktur der europäischen Sicherheit, in die nicht nur die ehemaligen Warschauer Paktstaaten, sondern auch die ehemals neutralen Staaten einbezogen werden - wenn sie wollen.

Österreich will. Es ist bereits Mitglied der NATO-Partnerschaft für den Frieden, und ein österreichisches Truppenkontingent in Bosnien steht bereits unter NATO-Kommando.

Es ist die „neue NATO“ und nicht die alte, die sich neuen Mitgliedern öffnet. Es ist auch eine , die Rußland nicht als Gegner, sondern als Partner sieht. Daß die NATO ihren harten militärischen Kern weiter behält und „ihr Pulver trocken hält“, versteht sich auch.

Soll man das alles wirklich glauben?

Dieser Tage war NATO-Generalsekretär Javier Solana in Wien. In seiner Person verkörpert der Spanier geradezu den Wandel der Organisation, die er leitet. Als linker Student demonstrierte er in Madrid gegen die USA und den Vietnam-Krieg. Später widersetzte er sich als Kulturminister in einem sozialdemokratischen Kabinett dem Beitritt seines Landes zur Allianz. Und heute wirbt er in ganz Europa für dieses Bündnis.

Solana enthielt sich bei seinen Gesprächen mit österreichischen Ministern und Abgeordneten wohlweislich jeder Empfehlung an die Regierung in Wien. Aber er klärte einige Mißverständnisse auf. Kein künftiges Mitglied der NATO müsse auf seinem Territorium Atomwaffen stationieren.

Und noch etwas ist interessant für die österreichische Debatte: Was das Bündnis wirklich interessiert, sind nicht die Waffen, die ein Land besitzt, sondern es ist die Art, wie eine Armee geführt wird, ob ihre Organisation mit der NATO zusammenpaßt und ob die politische Kontrolle des Militärs gewährleistet ist.

Das sind Bedingungen, die Österreich jedenfalls ohne weiteres erfüllen würde.

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