"Nkosi sikelel i'Afrika!"

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UNO-Generalsekretär Kofi Annan forderte vor einigen Tagen in der "Washington Post" ein Hilfsprogramm für Afrika nach Vorbild des Wiederaufbauprogrammes für den Kosovo.

Bei allen Grausamkeiten und scheinbar perspektivenlosen Situationen am Balkan muß konstatiert werden, daß sowohl in Bosnien als auch im Kosovo internationale Anstrengungen neuer Qualität unternommen wurden, um zumindest langfristig auf Frieden in der Region hinzuarbeiten. Nicht nur in politischer Hinsicht, auch in wirtschaftlicher. Denn ohne Annäherung an das wirtschaftliche Niveau Europas wird der Balkan nicht zu befrieden sein. Gott sei Dank ist dies (in der Theorie zumindest) allen Beteiligten klar geworden.

Afrika hingegen scheint weiter die Kriegsspirale hinunterzusinken. In der Demokratischen Republik Kongo oder in Sierra Leone gibt es Friedensbemühungen, aber es gärt nach wie vor. Der absurde Krieg zwischen Eritrea und Äthiopien ist ebenfalls nicht ausgestanden, und dieser Tage gibt es Meldungen von Kämpfen im Nordosten Namibias. Völkermorde (Ruanda ...) sind kaum dem Gedächtnis entschwunden, Langzeitkrisenherde wie Angola, Somalia oder der Sudan benötigen mindestens soviel Zuwendung der Welt wie der Kosovo.

Doch die - reiche "Erste" - Welt blickt gebannt auf Südosteuropa und zahlt für den Balkan. Das muß und soll sein, aber daß dabei Afrika endgültig zum "Lost Continent" zu werden droht, ist ein Skandal. Auch Caritas-Präsident Franz Küberl, erschüttert von einer Angolareise zurückgekehrt (ein Drittel der Kinder wird dort keine fünf Jahre alt!), appelliert in diesem Sinn an das Gewissen des wohlbestallten Nordens.

Die Instrumentarien - UNO-Polizei, Friedenstruppen, "Marshallpläne", Übergangsverwaltung ... -, wie sie im Falle des Kosovo entwickelt werden, könnten aber ein Modell auch für Afrika darstellen, wenn das die Erste Welt nur wollte.

"Nkosi sikelel i'Afrika!" ("Gott schütze Afrika!"): Nicht nur als südafrikanische Nationalhymne, sondern in vielen Teilen des Schwarzen Kontinents wird dieses Lied vielstimmig und aus vollem Herzen gesungen. Ja, Afrika braucht diesen Schutz Gottes mehr denn je. Das bedeutet aber gleichzeitig den Auftrag an die übrige Welt, Afrika nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen.

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