Notoperation ohne Narkose

Werbung
Werbung
Werbung

Aus Radio und Fernsehen tönt es uns entgegen, Zeitungen und Internet-Blogs wiederholen es, Stammtisch- und Sauna-Runden formulieren noch drastischer: Die Politiker sind Gfraster! Und die parteipolitisch bestellten Manager auch! Praktisch eine komplette Landesregierung steht unter Generalverdacht. Gegen Abgeordnete wird Anklage erhoben, gegen mehrere einstige Mitglieder eines Großkonzernvorstands desgleichen. Einbürgerungen ausländischer Magnaten wurden mit Parteispenden erkauft. Ein Mehrfaches der offiziellen Presseförderung wurde von Ministern hemmungslosen Massenblättern in den Rachen gestopft.

So arg war es noch nie. Wirklich? Sicher hat es Korruption immer gegeben, leider auch hierzulande. Aber man hat vieles nicht so ernst genommen wie heute. Und vieles hat man nie erfahren. Den Parteien ergeht es derzeit wie der katholischen Kirche mit dem Missbrauchsskandal: Weil so viel verdrängt worden ist, erscheint das plötzliche Hervorquellen besonders schlimm.

Wahr ist leider freilich auch, dass Vertuschen zu immer frivolerer Dreistigkeit verführt. Das und das ist gegangen - warum es nicht auch mit dem Doppelten und Zehnfachen versuchen? Und wenn ich andere mit immer höheren Beträgen bestechen muss, warum nicht auch die eigene Tasche immer besser bedienen? Um Großaufträge an Land zu ziehen, geht es, wie es scheint, überhaupt nicht mehr ohne Bestechung in Millionenhöhe. Und ausgerechnet bei der über Nacht geänderten Eurofighter-Strategie soll kein Schmiergeld geflossen sein?

Das Abwürgen eines der erfolgreichsten U-Ausschüsse hat den Zorn der Bürger zur Weißglut gesteigert. Schluss damit! Jetzt muss der Korruptionspatient Österreich notoperiert werden. Ohne Narkose! Umnebelt worden sind wir lang genug. Jetzt muss geschnitten werden! Und es muss weh tun! Damit es anders werden kann.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung