Öde und fade Innenpolitik

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Das in Österreich zum "Superwahljahr" hochstilisierte Jahr 1999, nein, nicht das letzte, das vorletzte Jahr dieses Jahrtausends, ist angebrochen. "Super" kann sich wohl nur auf die Zahl der Wahlgänge und ihre theoretische Bedeutung beziehen - immerhin werden das EU-Parlament, der österreichische Nationalrat und die Landtage von Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg gewählt -, aber kaum auf die damit verbundene Spannung.

Denn erwartet irgendwer ernsthaft, daß sich an den Kräfteverhältnissen im Staat oder in den Ländern Wesentliches ändert? Daß der Kanzler oder ein Landesfürst, ausgenommen Christof Zernatto in Klagenfurt, wirklich wackelt? Nur Kärnten, wo seit sieben Jahren die ÖVP als kleinste Landtagspartei den Landeshauptmann stellt, macht dieses Wahljahr einigermaßen interessant. Denn dort wird sich auch entscheiden, welche Rolle Jörg Haider, der 1998 Bundeskanzler sein wollte, in Zukunft noch spielen kann.

Dank Haider und seiner Wähler ist die österreichische Innenpolitik so öde und fad, so starr und unbeweglich geworden. Der in jeder Demokratie in gewissen Abständen normale Wechsel von Regierung und Opposition kann nicht stattfinden. Jeder müßte längst begriffen haben, daß Haider allein zu schwach ist, um an die Macht zu kommen, daß aber, da keiner mit Haider regieren will, Stimmen für ihn die Situation nicht ändern, sondern stabilisieren.

Situation muß dabei nicht unbedingt Weiterbestehen der SPÖ-ÖVP-Koalition heißen, obwohl dies das Wahrscheinlichste bleibt, auf jeden Fall heißt es aber Regierung unter SPÖ-Führung. Denn eher erscheint noch die "Ampelkoalition" aus SPÖ, Grünen und Liberalem Forum denkbar als eine relative ÖVP-Mehrheit, die wohl auch bei den EU-Wahlen kaum mehr zustandekommt. Aber wesentliche Folgen wird das Wandern von ein paar Prozentpunkten hin oder her vermutlich bei keinem Wahlgang des "Superwahljahres" 1999 haben.

So riskant das Modell "Ampel" gesellschaftspolitisch sein mag, es würde zumindest Leben in die österreichische Politik bringen. Und vermutlich wäre es die einzige reelle Chance für die ÖVP, auf dem Umweg über die Opposition wieder Anspruch auf den Kanzler zu erheben.

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