"Öl, Coltan, Tropenholz ..."

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Umwelt-und Konfliktexperte Alexander Carius über zukünftige Konfliktressourcen.

Die Furche: Herr Carius, wird es in Zukunft mehr Konflikte aufgrund von Ressourcenknappheit und Klimaveränderungen geben?

Alexander Carius: Ja, unsere Annahme ist, dass die Umweltveränderungen und die Verknappung von Ressourcen zu einer Zunahme von Konflikten führen. Ressourcenkonflikte hat es zwar schon vor tausenden Jahren gegeben, und es gibt sie heute, aber dabei handelt es sich um keine großen Kriege und Gewaltkonflikte, sondern um regional begrenzte Auseinandersetzungen. In Zukunft wird das sowohl von der Quantität als auch der Intensität her steigen.

Die Furche: Welche Weltregion, wird besonders davon betroffen sein?

Carius: So wie jetzt schon wird auf jeden Fall vor allem die südliche Hemisphäre unter diesen Auseinandersetzungen leiden.

Die Furche: Gibt es ein zentrales Naturgut, zum Beispiel Wasser, um das diese Kriege geführt werden?

Carius: Man kann nicht generell sagen, Wasser ist eine Konfliktressource. Studien zu grenzüberschreitenden Wasserkonflikten zeigen, dass gerade Wasser Anrainerstaaten animiert, gemeinsame Lösungen für die Wassernutzung zu entwickeln und vertraglich zu fixieren. Das heißt, Wasser hat das Potenzial zur Konfliktressource, aber auch das Gegenteil, dass damit Kooperationen geschmiedet werden, ist der Fall.

Die Furche: Was sind dann die wesentlichen Konfliktressourcen?

Carius: An und für sich sind das alle handelbaren Ressourcen: im wesentlichen Öl, Gas, strategische Metalle wie Gold oder in neuerer Zeit Coltan, ein wichtiger Handy-Bestandteil, aber auch Mineralien, Diamanten oder Tropenhölzer.

Die Furche: Um gegen den Handel mit Blutdiamanten vorzugehen, wurde der "Kimberley-Prozess" initiiert ...

Carius: ... damit hat man zum ersten Mal einen Mechanismus installiert, der ausgesprochen wirksam ist. "Kimberley" schafft Transparenz im Diamantenhandel. Da dieser Markt von wenigen Händlern und Staaten dominiert wird, funktioniert das sehr gut. Doch schon die Übertragung dieses Modells auf illegal geschlagenes Tropenholz ist fraglich.

Die Furche: Warum?

Carius: Die EU importiert kein illegal geschlagenes Holz aus

Indonesien, aber wir importieren aus Malaysien, das von Indonesien beliefert wird - ohne einen global etablierten Regulierungsmechanismus bleiben die Effekte gering.

Die Furche: Gibt es in der Politik die Einsicht, dass Umweltpolitik ein wesentliches Element der Außen-und Friedenspolitik ist?

Carius: Das Verständnis dafür wächst, aber politisch gesehen ist das deswegen ein Problem, weil es für Prävention nur selten eine Belohnung gibt. Es lässt sich in der Regel schwer nachweisen, welche vorbeugenden Maßnahmen welche Wirkung gezeigt oder welchen Krieg oder welche Naturkatastrophe verhindert haben.

Die Furche: Derartige Maßnahmen lassen sich also schwer in Wählerstimmen ummünzen.

Carius: Schon vorher ist es schwierig, die finanziellen Mittel und die politische und öffentliche Akzeptanz dafür zu gewinnen. Oft gehen mit derartigen Forderungen ja auch unbequeme und kostspielige Maßnahmen einher.

Die Furche: Kann man zusammenfassend sagen, gute Umweltpolitik ist gute Konfliktprävention?

Carius: Ich würde eher so sagen: Mit umweltpolitischen Instrumenten kann man einen Beitrag zur Konfliktprävention leisten. Wenn wir effektive Umwelt-und Nachhaltigkeitspolitik betreiben, leisten wir eine wesentlichen Beitrag zur Konfliktverhütung und Konfliktbeilegung.

Das Gespräch führte Wolfgang Machreich.

Weitere Info unter: www.adelphi-research.de

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