Österreichs Einsätze à la carte

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An der Wand hängt ein Bild von Kaiser Franz Joseph mit Generälen. Ein Stilbruch. Das romantisierende Gemälde passt nicht zum Erscheinungsbild der österreichischen Botschaft bei der NATO. Ein langer enger Gang, karge Büros in einem schmucklosen Container-Zweckbau.

Die bauliche Bescheidenheit ist jedoch nicht auf Österreichs Botschaft beschränkt. Die großen NATO-Länder haben ihre Vertretungen ein wenig aufgemotzt, ansonsten ist dieses Hauptquartier eine über Jahrzehnte hinweg nach und nach erweiterte Barackensiedlung. Eine Dauer-Notlösung, nachdem General de Gaulle die NATO 1966 aus Paris hinauskomplimentiert hat. Über der Straße wird jedoch an einer neuen, schöneren NATO-Siedlung gebaut.

Als Karl Schramek im Juni 2008 den österreichischen Botschafterposten in Belgien und bei der NATO übernommen hat, war sein Zimmer mit mehreren Kaiser-Bildern vollgehängt. Bis auf das eine hat er alle abmontieren lassen. Auch Schrameks Bild von der NATO hat sich verändert: "Die NATO ist heute eine völlig andere Art von Gebilde als in den 90er Jahren", sagt er, "in Österreich ist das aber noch nicht tief eingesickert."

NATO heute anders als in 90ern

In Österreich kann man sich aber noch erinnern, dass Schramek einmal kein übertriebener NATO-Freund gewesen ist. Und heute? In den 1990ern war das "Partnerschaft für den Frieden"-Programm (PfP) ein "Vorbereitungsinstrument für die NATO", antwortet Schramek, daher seine Skepsis. Österreich ist 1995 der PfP beigetreten und ist auf Grundlage dieser Zusammenarbeit auch der in NATO-Kreisen hochgelobte größte Truppensteller unter den Partnerländern im Kosovo. Ein Indiz für Schramek, dass sich die PfP "von der Qualität her völlig gewandelt hat". Heute ist diese Partnerschaft nicht mehr der erste Schritt in Richtung NATO, sondern ein je nach Möglichkeiten frei gewähltes Mitgehen in NATO-Einsätzen. "Die PfP hindert nicht", sagt Schramek, "sondern sie ermöglicht Österreich, sich à la carte einzubringen".

Brigadier Claudius Bubner, stellvertretender Militärchef der österreichischen Mission bei der NATO, stimmt zu: "Die PfP-Teilnahme ermöglicht es dem österreichischen Bundesheer, sich im größeren Kontext zu formieren und zu sehen, was international State oft the Art ist." Die NATO setze militärische Maßstäbe, sagt Bubner. Das könne für das Bundesheer manchmal auch unangenehm sein, führe in jedem Fall aber zu einer Qualitätssteigerung. "Denn hier muss jeder die Hosen runterlassen und zeigen, ob er mithalten kann."

Und kann das österreichische Bundesheer mithalten? "Sehr sogar", antwortet der Brigadier. Am meisten gelobt würden die österreichischen Soldaten für ihre Art, ihre Mentalität, ihr "nicht so martialisches Auftreten". Bubner: "Das können wir am besten, neben den Briten - die haben diesbezüglich sehr viel in Nordirland gelernt."

Apropos Irland, ein Neutraler wie Österreich. Welche Rolle spielt das im NATO-Hauptquartier? "Ich bin hier noch überhaupt nie auf unsere Neutralität angeredet worden", sagt Schramek. "Das ist hier kein Thema", und für den Botschafter erübrigt sich deswegen jede Diskussion, denn "warum sollen wir den politischen Wert der Neutralität aufgeben, wenn beides möglich ist".

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