Österreichischer Leopard 2 A4-Panzer auf dem Welser Trainingsgelände - „Welser Hessen“ wird das in der oberösterreichischen Hessenkaserne stationierte Panzerbataillon 14 genannt. Aufgrund regelmäßiger Gefechtsübungen mit deutschen Verbänden gewinnt der Spitzname an weiterer Bedeutung. - © Wolfgang Machreich

Österreichs Leopard-Panzerschule mit Ost-Expertise

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In der Welser Hessenkaserne bietet das Bundesheer ein Leopard-Ausbildungsprogramm auf Weltklasseniveau. Tschechische und ungarische Soldaten trainieren dort – und die Ukrainer?

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In der Welser Hessenkaserne bietet das Bundesheer ein Leopard-Ausbildungsprogramm auf Weltklasseniveau. Tschechische und ungarische Soldaten trainieren dort – und die Ukrainer?

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Panzerhandwerk ist laut. Mit einem Scheppern, wie wenn ein Altglascontainer entleert wird, rumpelt nach dem Abschuss die Granathülse aus der Abfeuerungsvorrichtung der Glattrohrkanone. „Lauf frei!“, ruft der Ladeschütze, greift nach der nächsten Munition. Panzerhandwerk ist Schwerarbeit. Über 20 Kilogramm wiegt eine Panzerpatrone. 42 davon hat der Kampfpanzer Leopard 2 A4 an Bord. Kuchentellergroß im Durchmesser läuft das Wuchtgeschoss vorn auf einen Dorn wie eine Zirkelspitze für Riesen zusammen, die auch den härtesten Stahl eines Feindpanzers durchschlägt.

Panzerhandwerk ist Teamwork. Mit bis zu 70 km/h Geschwindigkeit jagt der Fahrer den Leopard über das Gefechtsgelände. „Kampfpanzer auf ein Uhr“, verortet der Kommandant im Ausguck das nächste Ziel. „Gefunden“, bestätigt der Richtschütze. Ein Blinzeln später meldet der Ladeschütze: „Entsichert.“ Mit dem Befehl „Feuer!“ schickt der Kommandant die Granate in Richtung Ziel. Ist die Panzerbesatzung gut eingespielt, folgt keine zehn Sekunden später die nächste, und dann die nächste, und die nächste …

Panzerhandwerk ist Training. „Üben, üben, üben“, fasst Oberst Jörg Loidolt den Lehrauftrag im Bundesheer-Ausbildungszentrum Kampfpanzer in der Welser Hessenkaserne zusammen. „Drill ist bei uns kein negativer Begriff“, sagt der Kommandant des Panzerbataillons 14: „Drill heißt, dass wir Bewegungsabläufe eingeübt und intus haben. Das hilft uns, in Stresssituationen die Handlungssicherheit zurückzubekommen.“

Rauchsäule auf dem Bildschirm

Für Ungeübte ist das Einsteigen, treffender, das Sich-Winden-und-Drehen hinein ins Panzerinnere schon fordernd. Allein die Vorstellung lässt den Stresslevel steigen, man würde rasend schnell auf ruppigem Untergrund, zu viert eingezwängt in dieser engen, verwinkelten, mit Hebeln, Kabeln, Armaturen vollgestopften Konserve, mit Schießbefehlen eingedeckt und im Visier von Panzerabwehrwaffen durch feindliches Gelände rumpeln. „Vom Gefühl her ist es natürlich etwas ganz anderes, wenn es pumpert, staubt und raucht und riecht“, erklärt ein Wachtmeister am Schusssimulator in der Ausbildungshalle den Unterschied zum Einsatz im Gelände: „Aber von der Grafik und Bildauflösung her ist der Simulator sehr authentisch.“ Sagt’s, drückt auf den Abschussknopf, und eine Rauchsäule steigt in den Bildschirmhimmel.

650 Schüsse gibt ein angehender Richtschütze im Laufe seiner Ausbildung ab. Mehr als die Hälfte davon am Simulator. Wird mit dem Panzer geschossen, drosselt meistens ein Einsteckrohr das Kaliber der Munition von 120 auf 27 Millimeter hinunter. „Das haben wir von der Schweizer Armee abgeschaut, bei denen kannst du sparen lernen“, rechnet Loidolt vor. Ein Schuss Originaleinsatzmunition kostet 3000 Euro. Nur die besten Richtschützen dürfen im Finale ihrer Ausbildung noch sieben Schuss mit Vollkalibermunition abgeben.

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