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Österreichs Verhandler bewiesen Steherqualitäten

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Bis zuletzt spießte es sich in der Transitfrage. Was den Österreichern klar war, war aber den EU-Verhandlern nur schwer klarzumachen: Ohne zufriedenstellende Regelung wird es kaum ein positives Referendum über den EU-Beitritt Österreichs geben.

Das Zittern war zu Redaktionsschluß noch nicht vorbei: Österreichs EU-Ver-handler haben aber starke Nerven bewiesen und bis zuletzt um ein Kompromißergebnis bei dem hart umstrittenen, für die Verhandlungspartner (auf EU-Seite vor allem Frankreich) äußerst sensiblen Bereich Transit gerungen. Die Verhandlungen standen auf des Messers Schneide, als am Dienstagvormittag das letzte Angebot Österreichs zum Transitvertrag (Österreich pochte auf die volle Laufzeit bis 2004) vorerst abgelehnt wurde.

Das Verhandlungsergebnis muß dann erst in sämtliche EU-Sprachen übersetzt, dem Europaparlament in Straßburg und den Parlamenten der EU-Mitgliedstaaten sowie dem des Beitrittsbewerbers zur Ratifizierung vorgelegt werden.

Die Marathonsitzung in Brüssel war des Termindrucks in der Europäischen Union wegen notwendig geworden. Um das Europaparlament noch in seiner derzeitigen Zusammensetzung zu jassieren, muß das Verhand-ungsergebnis bis zum 10. März in Straßburg vorliegen. Das Europäische Parlament löst sich demnächst auf und wird am 12. Juni neu gewählt.

Der vorgesehene Zeitplan einer EU-Erweiterung mit Beginn 1995 um Österreich, Norwegen, Schweden (das abgeschlossen hat) und Finnland war von der Mehrheit des Europäischen Parlaments gutgeheißen worden. Deswegen ist es für die Beitrittskandi-daten so wichtig, noch vor der Auflösung dieses Europaparlament zu passieren. Die vier neuen EU-Mitglieder würden - nach der beim Europäischen Rat im Dezember 1993 festgelegten Abgeordnetenzahl - zusammen 72 Abgeordnete haben. Bei der vierten Direktwahl der Abgeordneten zum Europäischen Parlament am 12. Juni werden 567 Kandidaten gewählt (bisher 518). Die neue Höchstzahl wurde im Hinblick auf EU-Erweiterungen mit 700 festgelegt.

Nach den schwierigen Verhandlungen in Brüssel steht Österreich für den avisierten EU-Beitritt zum 1. Jänner 1995 die größte Hürde erst bevor: ziemlich zeit-jjleich mit den Europawah-en - vielleicht sogar direkt am 12. Juni - ist die österreichische Volksabstimmung über den Beitritt zur Europäischen Union geplant.

Auch nach den Tagen von Brüssel rotiert die österreichische Diplomatie in Sachen Selbstdarstellung und Imagepflege. Vorgesehen sind, nach den gelungenen Foren iri Paris und Bonn, weitere Österreich-Präsentationen durch Außenminister Alois Mock und Wirtschaftsrepräsentanten am 15. April in London, am 6. Mai in Rom (siehe dazu Seite 12) und am 26. Mai in Madrid.

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