ÖVP: Es gilt, das Geschehene zu bewältigen!

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Die Volkspartei, egal ob türkis oder schwarz, muss das Gesetz des Handelns wiedergewinnen.

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Die Volkspartei, egal ob türkis oder schwarz, muss das Gesetz des Handelns wiedergewinnen.

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Die Frage nach der Zukunft der ÖVP ist nach den letzten Tagen berechtigt, wird aber nicht gestellt, weil die Fülle der Kommentatoren sich mehr auf vordergründige Fragen konzentriert, etwa „Kann es Schallenberg?“, „Was geschieht bei Anklageerhebung gegen Kurz?“, „Kommen Neuwahlen?“, etc. Die gegenwärtigen Aussagen von Repräsentanten der VP, die im Prinzip der Nibelungentreue folgen, sind nicht hilfreich und auch nicht durchzuhalten, denn es gilt, das Geschehene zu bewältigen.

Worum geht es nun also?

  • Kann eine politische Atmosphäre gefunden werden, wo die wirklichen Fragen des Landes behandelt und gelöst werden?
  • Wer und mit wem geht das – unter Gewinnung einer moralisch überzeugenden Weise, damit es wieder Vertrauen in die handelnden Personen gibt und das Ansehen der Demokratie wiederhergestellt wird?
  • Wie werden wir mit der Kriminalisierung der Politik fertig (Untersuchungsausschüsse sind nicht die Zukunft des Parlaments)?
  • Es ist absehbar, dass eine Fülle von Gerichtsverfahren eröffnet werden. Verträgt die Republik aber die permanente Auseinandersetzung in den Gerichtssälen, wo die Verfahren in Österreich, wie wir wissen, unendlich lange dauern?
  • Wie können wir eine tragfähige Rolle der Medien (Qualität der Social Media, Inseratenvergabe, etc.) sicherstellen? Von der Volkspartei sind dazu konkrete Leistungen zu erbringen:
    1. Klärung der Zukunft von Sebastian Kurz: Er hat Verdienste, denn ohne ihn hätte die VP nicht den Bundeskanzler – und eine Verjüngung der Akteure hätte gedauert. Aber das nächste Jahrzehnt mit Prozessen zu verbringen, ist auch keine Zukunft. Man sollte ihm rasch einen Weg zu neuen Ufern ermöglichen.
    2. Abschied von der „Buberlpartie“ – die Unreife wurde durch die Chats schockierend bewiesen. Ich stelle fest, dass die von den meisten gewählte Sprache eine verheerende Wirkung auf das Publikum hat, weil sie von einer gewissen Primitivität getragen ist.
    3. Wiederherstellung einer innerparteilichen Diskussionskultur .
    4. Mehr Qualität bei Postenbesetzungen.
    5. Wiederentdeckung der christlich-sozialen Wurzeln!

Auch Neuwahlen sind vor allem für Oppositionsparteien eine vordergründige Versuchung. Die Grünen haben das schon verstanden, während die übrigen Parteien eher nachdenken müssten, wie alternative Parteikombinationen für eine Regierung aussehen – und ob sie überhaupt funktionieren. Die ÖVP würde sich auch um die Chance der Gestaltung bringen, die sie jetzt noch hat und schleunigst erbringen sollte. Wehleidigkeit ist hier nicht angebracht, es geht um Eröffnungen neuer Horizonte. Das gegenwärtige Parteiprogramm hat noch genug Inhalt, aber wenn sich noch zusätzliche Punkte finden, ist es auch kein Fehler.

Von den anderen Akteuren ist aber auch etwas zu erbringen: etwa das Ende der Kriminalisierung um jeden Preis, eine Untersuchung der Funktionsfähigkeit unseres Justizapparats, aber auch eine Klärung, wo mehr Gemeinsamkeit in der Politik möglich ist. Neuwahlen will in Wirklichkeit niemand. Im Gegenteil: Wir brauchen ein Gespräch über Parteienfinanzierung, Verwaltungsreform, Altenbetreuung, alle Arten der Armut, Integration, etc. Diese kurze Liste zeigt schon, wo die Politik gefragt ist!

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