Offen in jeder Hinsicht

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Auf den ersten Blick ist das Ergebnis überraschend positiv: Die Situation der Kirche ist stabil. Das ist die erfreuliche Bilanz der nunmehr vierten Erhebung zur Kirchenmitgliedschaft, die die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) durchführen ließ und unter dem Titel "Kirche - Horizont und Lebensrahmen" veröffentlichte. Sowohl für die Einzelnen wie für die Gesellschaft ist die Kirche in den Augen ihrer Mitglieder unverzichtbar. Sie steht für den Zusammenhalt der Gesellschaft und ihre ethischen Grundlagen. Sie gibt den Einzelnen Orientierungshilfe, Bewältigung von Schicksalsschlägen und vor allem Beheimatung durch Begleitung an den Wendepunkten des Lebens.

Ist damit die Welt in Ordnung? Das ist nicht der Fall. Zum ersten Mal wurden auch Fragen des Lebensstils und des Milieus der Kirchenmitglieder berücksichtigt und daraus fünf Typen der Kirchenmitgliedschaft festgestellt. Sie reichen von den kirchennahen und religiösen Kernmitgliedern (rund 16 Prozent) bis hin zu den nicht-religiösen Kirchenfernen (immerhin 19 Prozent). Besonders auffällig - wenn auch nicht neu - ist, dass unter den Kernmitgliedern die älteren Menschen überwiegen, in maximaler Distanz zur Kirche stehen hingegen junge Menschen. Die Evangelische Kirche in Deutschland steht in der Gefahr, in einem "Milieughetto" gefangen zu werden. Diese Gefahr wird durch die demografische Entwicklung noch verschärft.

Vieles an diesen Ergebnissen ist auch auf andere Kirchen übertragbar. Was ist zu tun? Die Kirche darf auf keinen Fall von sich aus die Kontaktflächen zur Gesellschaft verkleinern. Die einseitige Fixierung auf das Milieu der kirchennahen Mitglieder, die auch den Gottesdienst besuchen, muss aufgebrochen werden. Es braucht eine in jeder Hinsicht offene Kirche.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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