"Papa, wirst du Bettler werden?“

Werbung
Werbung
Werbung

Meine Ex-Frau und ich haben immer beide gearbeitet und uns im gleichen Maß um unsere beiden Kinder gekümmert. Viel Zeit mit meinen Kindern verbringen zu können liegt mir sehr am Herzen. Nach der Trennung - die Kinder waren damals zwei und vier Jahre alt - hat meine Ex-Frau gleich alle Dokumente mitgenommen. Vorerst waren die Kinder aber zu 50 Prozent bei mir. Dann ist meine Ex-Frau eine Beziehung mit meinem Vermögensberater eingegangen. Er hat ihr geraten, sich sofort einen Anwalt zu nehmen, um das finanzielle Maximum aus der Situation herauszuholen. Ich war so naiv und habe mir keinen Anwalt besorgt, weil ich gehofft habe, dass wir eine einvernehmliche Vereinbarung schaffen. Schlussendlich hat sie durchgesetzt, dass die Kinder minimal mehr Zeit bei ihr verbringen und daraufhin den vollen Unterhalt eingeklagt.

Heute bestreite ich 85 Prozent des Unterhalts, dabei sind die Kinder beinahe die Hälfte der Zeit bei mir. Obwohl meine Ex-Frau Ärztin ist und gut verdient, erhält sie inklusive Kinderbeihilfe monatlich 1.000 Euro. Ich bin Teilzeit angestellt, habe einen Lehrauftrag an der Uni und arbeite auch noch freiberuflich, um mir die Zeit zugunsten der Kinder einteilen zu können. Von meinem Unterhaltsgeld leistet sie sich private Kinderbetreuung um jährlich 5.000 Euro. Würden wir uns die tatsächlichen Kinderkosten teilen, würde der Betrag für keinen von uns eine Belastung darstellen.

Wenn die Kinder neue Sachen haben wollen, muss ich ihnen sagen: "Bitte fragt die Mama! Sie hat das Kindergeld.“ Dabei bin ich derjenige, der zum Beispiel immer die Kindergeburtstage organisiert. Die Mutter erzählt den Kindern: "Der Papa schuldet mir sehr viel Geld“, woraufhin mein Sohn mich unter Tränen gefragt hat: "Papa, wirst du ein Bettler werden?“ Immer wieder hetzt sie vor den Kindern gegen mich. Die Kinderpsychologin erkennt das zwar, aber sie wertet es nicht objektiv.

Das Verfahren nehme ich als tendenziös wahr: Das Jugendamt und das Gericht lassen der Mutter vieles durchgehen, etwa dass sie Kontaktvereinbarungen mit mir bricht. Dadurch musste ich mehrmals geplante Urlaube mit den Kindern kurzfristig absagen oder umbuchen. Ihr neuer Lebensgefährte wollte mir verbieten, dass ich meinen Sohn in seiner Wohnung am Festnetz anrufe. Als ich gemeinsam mit meinem Sohn mit dem Fahrrad in die Schule gefahren bin, ist sie vor Gericht gegangen, um mir das zu verbieten. Das Gericht hat dabei mitgespielt und mich vorgeladen.

Der Streit raubt so viel Energie

Ich hätte mich viel früher juristisch informieren sollen, hätte nicht soviele Zugeständnisse machen sollen. Aber ich hatte Angst vor einer Eskalation und dass ich dann vor Gericht schlechte Karten habe. Ich wollte die Kinder zu "Rainbows“ geben, die Mutter hat es mir verboten. Darauf hat mir die Kinderpsychologin im Gutachten vorgeworfen, dass ich zu wenig durchsetzungsstark sei. Kurzzeitig hatte ich Kontakt zum Verein "Vaterverbot“. Als ich merkte, zu welch zornigen Reaktionen die Frustration mancher Väter führt, bin ich nicht mehr hingegangen. Der Dauerkonflikt raubt so viel Energie. Ich habe eine neue Frau und ein Baby, aber der alte Konflikt belastet auch die neue Beziehung.

Die Gesetze sollten zum Ziel haben, dass Eltern auf kooperative Weise für die Kinder sorgen und sich die Kosten gerecht teilen. Unsere Gesetze fördern die alten Rollen: Die Frau bleibt daheim bei den Kindern, der Mann zahlt. Die Mütter wissen: Wenn ich es drauf anlege, kriege ich die Obsorge und das Geld. Es braucht menschliche Reife, um dieser Versuchung zu widerstehen. Jetzt zeichnet sich ab, dass meine Ex-Frau das Sorgerecht erhält. Meine größte Angst ist, dass meine Besuchszeiten eingeschränkt werden könnten. Die Kinderpsychologin beschwichtigt: Es gehe nicht um die Quantität der Zeit mit den Kindern, sondern um die Qualität. Warum gilt das nur für mich und nicht für die Mutter? (ein)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung