Peter Sloterdijk - © Foto: Imago / Ipon

Peter Sloterdijk: Polit-philosophische Grauzonen

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Mit seinen Thesen löst Peter Sloterdijk regelmäßig Debatten aus. In seinem neuen Buch „Wer noch kein Grau gedacht hat“ widmet sich der deutsche Starphilosoph der „grauenden Moderne“ und dem „Geist des Mittleren“ in Politik und Philosophie.

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Mit seinen Thesen löst Peter Sloterdijk regelmäßig Debatten aus. In seinem neuen Buch „Wer noch kein Grau gedacht hat“ widmet sich der deutsche Starphilosoph der „grauenden Moderne“ und dem „Geist des Mittleren“ in Politik und Philosophie.

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Wenn es so etwas wie eine Patristik der Postmoderne gäbe, hätte Peter Sloterdijk wohl Anspruch auf den Vorsitz der theosophischen Klasse. Sein umfangreiches Werk weist inzwischen Klassiker um Klassiker auf: von „Kritik der zynischen Vernunft“ oder „Weltfremdheit“ in den 1980er- und 1990er-Jahren über „Zorn und Zeit“ oder „Die schrecklichen Kinder der Neuzeit“ in den 2000er- und 2010er-Jahren bis zu „Nach Gott“ oder „Den Himmel zum Sprechen bringen“ vor und nach 2020. Der odysseische Bogen, den er dabei voller List und Lust spannt, verwendet spitzeste Pfeile, die treffsicher ihr Ziel finden: die Aufklärung abgeklärter Gegenwart.

Was (Un-)Farben bedeuten

Mit seinem jüngst erschienenen Buch „Wer noch kein Grau gedacht hat“ bleibt Sloterdijk seinem Interesse an Logik und Poietik treu und lehrt seine Leser, was eine (Un-)Farbe bei Licht und Schatten bedeutet. Dem Projekt zugrunde legt er eine Struktur in fünf Kapiteln mit sogenannten „Digressionen“ dazwischen. Einen Prolog über den Begriff „fahl“ gibt es, während ein Epilog über dessen Pendant fehlt. Das ist für einen musischen Dichter und Denker bemerkenswert und eröffnet Spekulationen, ob der emeritierte Rektor einer Hochschule der schönen Künste sich selbst zuletzt womöglich nicht ganz schlüssig ist. Das wäre keine Sünde.

Just heutzutage, da sich eine Partei von ihrer Farbe „Schwarz“ ab- und einer Mischung aus Blau (opportun für die erste Koalition) und Grün (opportun für die zweite) zuwendet, um all das nun wieder zu verwischen, als gäbe es keinen Bedarf einer Klärung, erzählt Sloterdijk die Geschichte der „emblematischen Farben“ wie Rot; wobei „uns die grauen Farben voranflattern“: Denn das Rotgrau der Glut stand seit den Anfängen „grauer Vorzeit“ und „grauen Vorraums“ äquivalent neben der Asche des Weißgrau und dem Schwarzgrau der Kohle: Das Karbon als Brennstoff selbst, die Glut als Eindruck des Entbrennenden und die Asche als Ausdruck des Verbrannten.

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