Unvernunft - © Foto: iStock/josemoraes

Politische Ideologie: Plädoyer für eine Neue Aufklärung

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Vor 50 Jahren veröffentlichte der Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“. Warum es nun dringend neue Formen des Denkens und Handelns braucht.

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Vor 50 Jahren veröffentlichte der Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“. Warum es nun dringend neue Formen des Denkens und Handelns braucht.

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Es war im Jahr 1972, als am Massachusetts Institute of Technology eine Studie mit dem Titel „Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit“ erschien. 50 Jahre später ist klar, dass die einzige Chance der Menschheit, im 21. Jahrhundert zu prosperieren, darin liegt, dies innerhalb der planetaren Grenzen zu tun. Doch zugleich werden Strömungen stärker, die den Rechts- und Verfassungsstaat der Neuzeit, die auf Privateigentum gegründete soziale Marktwirtschaft und die modernen Wissenschaften mit ihren rationalen Problemlösungen überwinden wollen.

Ein stärker irrationales Zeitalter soll dem menschlichen Glücksverlangen und einem guten Leben besser entsprechen als die westliche Moderne mit ihrem starken Hang zur Rationalität. Umso mehr plädiert der Club of Rome in einem seiner letzten Berichte für eine Neue Aufklärung, die das bisher unvollendete Projekt der Moderne sinnvoll weiterführt und Fehlentwicklungen korrigiert.

Pervertiertes Emanzipationsprojekt

Die historische Aufklärung hat aufgrund einseitiger Auslegungen, eines extrem egozentrischen Individualismus und durch die politischen Ideologien des 19. und 20. Jahrhunderts das Emanzipationsprojekt der Aufklärung gehemmt und zum Teil sogar pervertiert. Gewiss hat sie aber auch bei der Herausbildung der modernen Gesellschaft Erfolge erzielt, wie beim kritischen Aufklärungsdenken, bei der Beachtung von Menschenwürde, Menschenrechten, Menschenpflichten sowie bei der Verbreitung von Ethik, Humanität und Toleranz.

Bei der Neuen Aufklärung geht es vor allem darum, an der Notwendigkeit einer vernünftigen Emanzipation der Menschen weiterzuarbeiten – zumal heute die Sicherung dessen unverzichtbar ist, was man mit dem vernünftigen Gehalt der Moderne bezeichnet, die sich gegen Irrationalismus, Irrtümer, Vorurteile, Fundamentalismus, Fake News und Verschwörungstheorien wendet. Neues Aufklärungsdenken versteht sich als Emanzipation, kritisches Vernunftdenken und Befreiung von überlieferten, die Erkenntnisse einschränkenden Traditionen.

Richtig – im Sinne der Neuen Aufklärung – verstandene Ökonomie kann heute nur im größeren Rahmen der Kultur gesehen werden. Humanismus und Kapitalismus scheinen sich auf den ersten Blick unversöhnlich gegenüberzustehen. Während der Humanismus auf ethischen Werten aufbaut, die den Menschen in seiner Würde und Ganzheit und als soziales Wesen betrachten, steht im Kapitalismus die Mehrung des wirtschaftlichen Wertes im Zentrum, wobei der Mensch hier auf die Maximierung des eigenen Nutzens reduziert wird. Die neue Aufklärung fordert dagegen: Nur wenn die Werte unserer Kultur in der Welt der Globalisierung stärker verankert werden, kann eine bessere und humanere Zukunft der Gesellschaft erwartet werden.

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