Powell ist die letzte Chance

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Der 11.September 2001 hätte für den israelisch-palästinensischen Konflikt eine Wende bedeuten können. George Bush hatte unter dem Schock des Twintower-Einsturzes die rasche Errichtung eines palästinensischen Staates gefordert, um zumindest in dieser Region dem Terror den Boden zu entziehen. Doch Israels Präsident Sharon widersetzte sich der Forderung und versuchte die Amerikaner vom Krieg gegen den Terror zu überzeugen.

Die Selbstmordattentate der palästinensischen Terrororganisationen konnten durch den Krieg nicht gestoppt werden, im Gegenteil, ihre Häufigkeit forderte immer mehr Opfer. Arafat erwies sich als unfähig, den Terror zu stoppen. Die Gegenschläge der Israelis zerstörten nicht nur militärische Objekte, sie produzierten immer mehr zivile Tote. Resultat der doppelten Eskalation: der Osloer Prozess ist tot, die Region ist wieder zum gefährlichsten Kriegsherd geworden.

Dass die EU im Nahostkonflikt zuletzt von Israel brüskiert wurde, ist nicht nur auf die allgemeine Schwäche ihrer gemeinsamen Außenpolitik zurückzuführen. Allzu lange haben die Europäer zum palästinensischen Terror geschwiegen und ihn als "Kollateralschaden" der Befreiungsbewegung in Kauf genommen. Die USA ließen Israel sechs Monate gewähren. Zweit-und drittrangige US-Verhandler erreichten bei Sharon kein Einlenken. Erst als in den benachbarten arabischen Staaten die Proteste gegen die israelische Politik zunahmen und die mühsam gebastelte Antiterrorfront des 11. September zu kollabieren drohte, entschloss sich Bush, seinen Außenminister Colin Powell nach Israel zu senden. Wahrscheinlich die letzte Chance, den Nahen Osten nicht im nächsten Krieg versinken zu lassen.

Rückzug der Israelis aus den Palästinensergebieten, Rückzug auch der Siedler aus der Westbank im Tausch gegen die Anerkennung des israelischen Staates durch die Palästinenser, Schaffung des lange versprochenen Palästinenserstaates und Sicherung der Grenzen durch eine UNO-Friedenstruppe - wird der amerikanische Außenminister diesen möglichen Weg zur Konfliktbeilegung durchsetzen?

Trautl Brandstaller war lange ORF-Journalistin und Dokumentarfilmerin.

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