Präsidenten-Macher Furche?

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Furche Nr. 48 30. November 1995

Auch vor zehn Jahren beging die Furche ihr damaliges 50-Jahr-Jubiläum mit einer besonders schönen

- und ausführlichen - Ausgabe.

Darin beschrieb der stellvertretende Furche-Chefredakteur Franz Gansrigler unter anderem, wie die Furche an der Kandidatur Thomas Klestils zur Bundespräsidentenwahl 1992 beteiligt war:

Es hatte alles so harmonisch in einer der ersten Adressen Wiens für Gourmets begonnen. Eine erlesene Journalistenrunde, darunter selbstverständlich auch der Verfasser dieses Beitrages, traf sich im "Steirereck" mit dem damaligen Generalsekretär im Außenamt, dem jetzigen Bundespräsidenten Thomas Klestil zu einer tour d'horizon über den damaligen Stand der österreichischen Außenpolitik.

Freimütig, wie gewohnt, berichtete Klestil auch von der Einschätzung Kurt Waldheims in aller Welt. Der Außenamtsgeneralsekretär fügte dann hinzu, daß offenbar die. Präsidentschaft Waldheims Österreich international Schaden zugefügt habe, weshalb Waldheim kein zweites Mal mehr kandidieren sollte.

Nach Rücksprache mit einem Mitarbeiter Klestils, ob es wünschenswert wäre, etwas von dem Treffen zu veröffentlichen, wurde das sehr begrüßt - und keinerlei thematische Einschränkung gemacht.

Was ich damals in der Furche schrieb, lesen Sie im Kasten links oben. Kaum war der Text via Austria Presse Agentur auf die Tische der Zeitungsredaktionen geflattert und auch im Außenamt gelandet, gab es heftige Interventionen, das doch nicht zu veröffentlichen. Obwohl es für Klestil sehr unangenehm war, er und sein Mitarbeiter fürchteten um ihre Karriere, stand er doch zu dem Gesagten. Andere Zeitungen zogen nach und brachten, was sie zunächst für nicht wichtig oder opportun hielten. Der "Standard" bescheinigte der Furche , sich nicht unterwürfig, sondern "einfach journalistisch" verhalten zu haben.

Für den Verfasser bedeutete die Publikation jedoch die Ausladung als Moderator eines Treffens der Hexagonale (später Zentraleuropäische Initiative) in Wien. Die Nachgeschichte ist bekannt: Waldheim hat nicht mehr kandidiert, Klestil wurde zum Präsidentschaftskandidaten der övp und ist heute Nachfolger Waldheims.

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