Propaganda, politisch korrekt

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Mit dem Iran sind verschiedene Ängste verbunden. Jeder würde da zuallererst das iranische Atomprogramm nennen, wobei es beinahe schon eine mediale Gewissheit zu sein scheint, dass es sich um ein Waffenprogramm handelt. Aber um auf dem Boden des Bewiesenen zu bleiben: Es ist auf alle Fälle beunruhigend, dass ein Staat mehr auf dieser Welt zumindest die Option auf Atomwaffen erwirbt, besonders ein Staat, dem man, wenn man ihn in der Person seines Präsidenten gespiegelt sieht, nicht mehr so ohne weiteres Pragmatismus und Vernunft zutrauen kann.

Der zweite Teil der Sorge betrifft die Proliferationsfolgen: Wird etwa Saudi-Arabien der Entwicklung zusehen, ohne ein Gleichgewicht herstellen zu wollen? Wer ist der nächste?

Mindestens ebenso viel Angst wie der Iran selbst macht jedoch heute die Hetze gegen den Iran. Wir kennen das gut aus der Zeit vor dem Irak-Krieg: Plötzlich ist Propaganda politisch korrekt und sie als solche zu bezeichnen politisch inkorrekt. Wenn das International Institute for Strategic Studies (IISS) sagt, der Iran wird in drei Jahren genug angereichertes Uran für eine Bombe haben, werden die Medien "Der Iran hat in drei Jahren die Bombe" verkünden. Wer widerspricht, macht sich als Freund des "Mullah-Regimes" verdächtig. Wer falsch zitiert, ist korrekt, wer korrekt zitiert, ein Verharmloser. Wer den Vergleich Hitler-Ahmadinejad für idiotisch hält, wird einer antisemitischen Agenda beschuldigt.

Dass die USA nach ihrem Irak-Abenteuer weitere Lust auf kreatives Chaos in der Region verspüren und den Iran angreifen, kann man sich kaum vorstellen. In der Zwischenzeit wird jedoch alles getan, um die Öffentlichkeit darauf einzustimmen und von der Notwendigkeit zu überzeugen.

Die Autorin ist Außenpolitik-Ressortleiterin des "Standard".

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