Ratlos über die Flucht der Jungen

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Bei den Grünen ist zunächst eine detaillierte Wahlanalyse angesagt: Denn eigentlich sei man mit dem Wahlkampf zufrieden, auch bezogen auf die Jugendkampagne, betont Michaela Sburny, Bundesgeschäftsführerin der Grünen. Aber irgendetwas muss doch schiefgegangen sein, immerhin verloren die Grünen bei den unter 30-Jährigen acht Prozentpunkte (siehe Grafik). Erste Antworten: Bei den Jungen würden einfachere Antworten gut ankommen, komplexe, differenziertere eher nicht. Im direkten Gespräch würden Jugendliche aber dann auch ihre Meinung ändern. Ein oft genanntes Rezept bei den Grünen: Mehr direkter Dialog, aber nicht bei Disco-Musik auf FPÖ-Niveau. Eine späte Lehre.

Doch ein Dilemma zu lösen, steht noch bevor: Wie kann man differenzierte Lösungsansätze in einfache Sprüche umwandeln? Tanja Windbüchler hat auch noch keine Antwort. Die Grüne aus Niederösterreich, die Erfahrung in der Jugendarbeit hat, zieht als neue Nationalratsabgeordnete ins Parlament ein und wird dann mit fast 32 Jahren die Jüngste ihrer Partei sein. Am Alter vom Spitzenkandidaten Alexander Van der Bellen hat es laut Windbüchler und Sburny nicht gelegen: Gerade er komme bei Jungen gut an, er wirkt ehrlich, vertrauenswürdig und authentisch.

"Van der Bellen war keine Lösung"

Das meint auch Julian Schmid, ebenso grüne Nachwuchshoffnung und Jugendsprecher in Kärnten; er wird dann aber kritischer gegenüber seiner Partei. Der 19-Jährige ortet bei seinen Altersgenossen vor allem die Sorge um soziale Sicherheit und eine Zukunftsangst. "Die Grünen sind auf diese Ängste viel zu wenig eingegangen, unsere einzige Lösung war VdB, das ist keine Lösung", meint er. "In meiner Generation ist es immer schlechter geworden, nie besser. Es gab die neoliberale Wende, die soziale Sicherheit wurde immer mehr abgebaut, aber es wurden keine Lösungen aufgezeigt." Soziale Sicherheit sei daher das Thema, das vor allem junge Parlamentarier vertreten müssten. Schmid hatte sich daher beim Bundeskongress vor den Wahlen für die Bundesliste beworben und scheiterte.

Nachdenklichkeit ist auch bei der ÖVP angesagt. Jugendsprecherin Silvia Fuhrmann nennt drei Gründe, warum Jungwähler so stark für die FPÖ votierten: Sie sind empfänglicher für radikale Botschaften; gerade in der Pubertät will man provozieren und Strache, der ausgegrenzt wird, wird dadurch attraktiver. Straches Discoausflüge kommen eben gut an. Wie auch die Grünen lehnt Fuhrmann aber eine solche "verantwortungslose" Kampagne ab. Sie fordert die Einrichtung eines eigenen Faches für politische Bildung. Fehler in ihrer Jugendkampagne will auch sie nicht finden. Sie verweist darauf, dass ihre Jugend-Kampagne von unabhängigen Juroren des Magazins "Bestseller" zur besten gekürt worden sei, wohingegen die FPÖ schlecht abgeschnitten hätte. Nur zeigt sich das nicht im Wahlergebnis. (bog)

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