ÖVP vor Weggabelung?
DISKURSRauch-Kallat: Die ÖVP muss sich entschuldigen
Maria Rauch-Kallat war nicht nur Ministerin, sondern von 1999 bis 2003 als ÖVP-Generalsekretärin auch „Scharfmacherin“ der Bundespartei nach innen und außen. Ein Gespräch über Macht und Disziplin.
Maria Rauch-Kallat war nicht nur Ministerin, sondern von 1999 bis 2003 als ÖVP-Generalsekretärin auch „Scharfmacherin“ der Bundespartei nach innen und außen. Ein Gespräch über Macht und Disziplin.
DIE FURCHE: Wie würden Sie die Vorgänge der letzten zwei Wochen bewerten?
Maria Rauch-Kallat: Das war ein Schock – für die Partei wie für jeden Einzelnen. Diese Chats sind degoutant, ja beschämend. Sie sind zwar nicht direkt von Sebastian Kurz gekommen, sondern aus seinem Umfeld, aber das macht es nicht besser.
DIE FURCHE: Viele fordern, die Partei müsse sich nun „neu aufstellen“. Sie auch?
Rauch-Kallat: Ich bin immer skeptisch wenn es darum geht, etwas vollkommen neu aufzustellen. Die ÖVP ist eine Traditionspartei, die in den letzten 76 Jahren natürlich auch Staub angelegt hat. Das hat sich in den vier Jahren unter Sebastian Kurz gravierend verändert. Das muss man der „türkisen Gruppe“ zugute halten.
DIE FURCHE: Die ÖVP habe sich Kurz 2017 „ausgeliefert“. War seine Kür ein Fehler?
Rauch-Kallat: Der Parteitag und die Wahl waren die richtige Entscheidung, weil die ÖVP ohne Kurz und diesen Relaunch die Wahl nicht gewonnen hätte. Die strategische Demontage von Reinhold Mitterlehner, die nun offenbar wurde, war aber unanständig. Punkt. Wobei wir dieses politische „Obmannmorden“ in der ÖVP schon öfter erlebt haben. Man denke an 1995, als Erwin Pröll Erhard Busek ins Ruder gegriffen hat. Die Macht hat jemand nur, solange er erfolgreich ist. Das ist leider so in der Politik – und zwar in allen Parteien.
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