Rechtsruck in Frankreich

Werbung
Werbung
Werbung

Die "Madonna der Meinungsumfragen" hat den Härtetest der Wahlen nicht bestanden. Ségolène Royal hat zwar seit vorigem Sommer gegen alle ihre innerparteilichen sozialistischen Konkurrenten haushoch gesiegt, gegen den Kandidaten der Gaullisten, Innenminister Nicolas Sarkozy, hat sie ebenso eindeutig verloren.

Die Chance, dass Frankreich erstmals eine Frau an der Staatsspitze erhält, wurde fürs erste verspielt, der Kampf "linke Frau gegen rechten Mann" vom rechten Mann gewonnen. Nach alter Manier wurde im Wahlkampf die Anti-Frauen-Karte gezogen - unter dem Motto: "Sie kann's ja doch nicht". Auch linke und linksliberale Blätter wie Le Monde gingen mit der Kandidatin nicht zimperlich um. Jeder Fehler - und es gab Fehler, die die telegene Kandidatin machte - wurde als Argument gegen Frauen in politischen Spitzenpositionen benutzt. Dennoch waren es nicht Royals Fehler, sondern die allgemeine ideologische Unsicherheit und Schwäche der Linken, die zur Niederlage der Sozialisten führten. Sarkozy hat Le Pens Stimmen kassiert und die extreme Rechte in die politische Bedeutungslosigkeit gedrängt - um den Preis eines massiven Rechtsrucks der Gaullisten. Mit den Themen Sicherheit, Anti-Migration, pro USA und contra EU hat er die Rechte geeint und neu gegründet, als Vorreiter einer "neuen Rechten" in Europa (was Europa noch eine tiefe Krise bescheren wird).

Ségolène Royal hat in diesem Wahlkampf auch darunter gelitten, dass die Linke auf Themen wie Globalisierung, Migration, Arbeitslosigkeit und Klimawandel noch keine Antworten gefunden hat. Sie hat diese Wahl nicht verloren, weil sie eine Frau ist, sondern weil die Linke insgesamt - nicht nur in Frankreich - ihre Neugründung noch vor sich hat.

Die Autorin war ORF-Journalistin und Dokumentarfilmerin.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung