Reist H. Fischer zu Islamisten?

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Wenn Bundespräsident Heinz Fischer dieser Tage dem türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül die Hand schüttelt, oder mit Premier Recep Tayyip Erdogan zusammensitzt - wird in ihm der Verdacht aufkommen, er hat es mit zwei Islamisten zu tun, die das türkische Verfassungsgericht zurecht mit Politikverbot bedroht? Und Frau Margit Fischer: Wird sie beim Frauenprogramm mit den Kopftuchträgerinnen Gül und Erdogan misstrauisch werden und muslimische Fundamentalistinnen als Visavis vermuten?

Zweimal ein klares Nein! Wenn Fischers auch nur den geringsten Verdacht in diese Richtung hegten, wären sie zuhause geblieben. Gül und Erdogan sind keine Islamisten und ihre AKP keine Fundamentalistentruppe. Das sagen auch die EU-Spitzen, so denkt man in Washington. Nur in der Türkei sieht man das anders: Ein Verbot der AKP und ein Politikverbot für ihre Repräsentanten zeichne sich ab, meldet Reuters - wegen islamistischer Aktivitäten. Der Hauptvorwurf: Erdogan und Co. haben das Kopftuchverbot an den Universitäten und in den Behörden aufgehoben. Stimmt, und Erdogan musste mit dem Einschreiten der säkularen Hüter des Atatürk-Erbes rechnen. Dass er diesen Schritt trotzdem gemacht hat, lässt jetzt sogar viele seiner Befürworter an seiner politischen Intelligenz zweifeln. Aber sind er und die seinen deswegen Islamisten?

Über der Grenze im Nordirak sicher nicht. Dort macht man mit wirklichen Islamisten andere Erfahrungen: Die fordern kein Kopftuch, sondern die Totalverschleierung; die lassen Frauen nicht mit und nicht ohne Kopftuch auf die Uni, sondern sperren sie zuhause ein; die bemühen sich nicht um einen EU-Beitritt, sondern kämpfen für den Untergang des Westens. Und diese wirklichen Islamisten - und das ist der größte Unterschied zu Erdogan und der AKP - lassen sich leider von keinem Gericht der Welt verbieten.

wolfgang.machreich@furche.at

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