Hermann Schützenhöfer und Michael Schickhofer - © Foto: APA / Erwin Scheriau

Rot-schwarzer Kampf um(s) grüne Mark

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Am Sonntag wird wieder gewählt. Diesmal in der Steiermark, wo Landeshauptmann Schützenhöfer einen vorzeitigen Urnengang eingeleitet hat. Wie mobilisieren die Parteien im Wahlkampf? Ein Lokalaugenschein.

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Am Sonntag wird wieder gewählt. Diesmal in der Steiermark, wo Landeshauptmann Schützenhöfer einen vorzeitigen Urnengang eingeleitet hat. Wie mobilisieren die Parteien im Wahlkampf? Ein Lokalaugenschein.

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Alle Parkplätze rund um die einzige Forstschule Österreichs in Bruck an der Mur sind besetzt. Es riecht nach Krainer und steirischem Kren – unzählige Biergläser sind gefüllt. Die mehr als 500 Besucher strömen in Anzug oder Lederhose in den weiß-grün ausgeleuchteten Turnsaal. Denn an diesem Novembertag startet die steirische Volkspartei in der Bildungsanstalt ihren Wahlkampf in der Obersteiermark. Die Stimmung ist ausgelassen, über Politik wird kaum geredet. „Was tut sich in der Familie, hast schon a Enkerl kriegt?“, hört man einen älteren Mann zu seinem Stehnachbar so laut sagen, dass die dröhnende Musik aus der Anlage übertönt wird. Das Publikum besteht größtenteils aus männlichen Pensionisten. Auf die leere Bühne ist das Wort „Jetzt“ projiziert, wobei das „E“ durch einen steirischen Panther illustriert wird. Moderator und Landtagsabgeordneter Detlev Eisel-Eiselsberg beendet die lockeren Gespräche. „Die ÖVP erspart mit den vorgezogenen Landtagswahlen den Steirern einen mühsamen Wahlkampf“, rechtfertigt er die Neuwahl.

Es war ein Paukenschlag, als die ÖVP unter der Regie von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer Ende August den Neuwahlrufen von freiheitlicher Seite nachkam. Die SPÖ, langjähriger Koalitionspartner und stimmenstärkste Kraft bei der vergangenen steirischen Landtagswahl 2015, blieb verdutzt zurück. Ge­stärkt durch das gute Ergebnis bei der Nationalratswahl, will Schützenhöfer die Gunst der Stunde nutzen und auf den Siegeszug von Sebastian Kurz aufspringen. Die Konkurrenz ist stark geschwächt. Laut Umfragen dürften weder Sozialdemokratie noch Freiheitliche am 24. November eine Chance auf Platz 1 haben. Bei der SPÖ sind es vor allem die innerparteilichen Zerwürfnisse, die zu Einbußen von bis zu neun Prozent führen könnten. Bei der FPÖ ist es neben den Nachwirkungen von Ibiza und Heinz-Christian Straches Spesen-Affäre ein antisemitisches und rassistisches Liederbuch.

Zwischen Klimaschutz und Speck

Nach einer kurzen Rede von Ex-Skirennläuferin Renate Götschl, in der sie dem Landeshauptmann ihre Unterstützung zusichert, schimmert beim obersteirischen Wahlkampfauftakt der Volkspartei eine kurze Grußbotschaft aus Wien von Sebastian Kurz über die Leinwand. „Schützenhöfer ist der steirische Landesvater“, meint Kurz und bedankt sich nochmal für die „großartige Unterstützung“ der Obersteirer bei der Nationalratswahl. Nur dank ihres Vertrauens war es möglich, einstige SPÖ-Hochburgen wie Leoben türkis zu färben. Der Lärmpegel erreicht seine Spitze, als Hermann Schützenhöfer die Bühne betritt und ausgelassen im Dialekt sprechend launige Anekdoten erzählt. „Ich habe Sebastian Kurz zum Geburtstag einen Rucksack geschenkt, gefüllt mit steirischen Köstlichkeiten wie Speck. Das kann er eh brauchen – was sein Untergewicht ist, habʼ ich zu viel“, sagt Schützenhöfer.

Unversehens wechselt der 67-Jährige zu politischen Agenden. Die christliche Soziallehre benennt er dabei als seinen „Sinn des Lebens“. „Arbeit sichern und Talente fördern“, verspricht der Landeshauptmann. Als zweiten zentralen Inhalt sieht Schützenhöfer den Klimaschutz: „Es ist das Problem unserer Zeit und ich bin wie Sebastian Kurz dafür, dass Klimaschutz Chefsache sein soll.“ Während die FPÖ vor Schwarz-Grün warne und die SPÖ vor Schwarz-Blau, sei für Schützenhöfer nur „das Wohl von Weiß-Grün“ wichtig. Mit diesen letzten Worten seiner Rede wird der Landeshauptmann mit tosendem Applaus und in die Höhe gerissenen Schildern, auf denen „Weiter“, „Jetzt“ und „Unserer“ steht, verabschiedet.

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