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Werner Faymann macht in Salzburg Wahlwerbung unter Landwirten, aber um Stimmen kämpft der Spitzenkandidat nicht.

Donnerstags ist Bauernmarkt. Salzburger, aber auch Touristen, strömen am Vormittag in die Landeshauptstadt Salzburg auf die Schranne, um frisches Obst, Gemüse und Fleisch aus den umliegenden Regionen zu kaufen. Auch Werner Faymann, Spitzenkandidat der Sozialdemokraten, schaut am Markt vorbei. Das kann nur eines bedeuten: Es ist Wahlkampf.

Salzburg ist für die SPÖ seit Beginn der Zweiten Republik ein schwieriges Pflaster. Im Jahr 2004 gelang es ihr zum ersten Mal, mit Gabi Burgstaller die Landeshauptfrau zu stellen. Bereits zwei Jahre später, bei der Nationalratswahl 2006, landete sie hinter der ÖVP, die bei Bundeswahlen das Land dominiert, wieder klar auf Platz zwei.

Ein schwarzer Mercedes-Bus bringt Werner Faymann pünktlich um elf Uhr zu seinen Genossen beim SPÖ-Standl. Neben jungen Funktionären und erfahrenen Wahlkämpfern warten Schaulustige und Medienvertreter auf den Spitzenkandidaten der SPÖ. Selbst ein paar Pensionistinnen sind da, um "den feschen Werner" zu sehen.

Unter dem roten Plastikdach, das den SPÖ-Stand vor Sonne und Regen schützen soll, schüttelt Faymann Hände, er nimmt erste Glückwünsche entgegen, schreibt Autogramme und begutachtet die Wahlgeschenke seiner Funktionäre. Geduldig begrüßt der rote Kanzlerkandidat alle Personen im Umkreis von zehn Metern. Viele sind gekommen, weil sie das Gespräch mit dem Parteichef suchen.

Eine ältere Dame drückt Werner Faymann einen Artikel aus der Zeit, sorgfältig ausgeschnitten und in eine Klarsichthülle gesteckt, in die Hand und sagt in breitem Dialekt: "Das miassn's lesen!" Der Inhalt des Artikels konnte trotz Nachfragens bei Faymanns Büro nicht ermittelt werden. Ein Mann mittleren Alters beschwert sich bei Faymann, dass er sich seinen Traum von mehreren Häusern nicht verwirklichen kann, "weil ich als Ausländer nur ein einziges Haus kaufen darf, obwohl ich schon seit über zwanzig Jahren in Salzburg wohne". Faymann hört geduldig zu, lächelt, kann aber im Moment nicht weiterhelfen.

Außerdem drängen ihn seine engsten Mitarbeiter dazu, endlich durch den Markt zu gehen. "Dahinten gibt's a Standl mit Sonnenblumen, da schau ma hin", sagt ein Begleiter und dirigiert Faymann an den ersten Gemüse-Ständen vorbei. Während er sich mit einer Sonnenblume in der Hand fotografieren lässt, versuchen andere SPÖ-Mitarbeiter, einen weiteren Blumenhändler zu einem Foto mit dem Spitzenkandidaten zu überreden. "Nein, danke" sagt der Verkäufer, auf dessen grasgrünem Polo-Shirt Alex steht, "ich hab da wirklich kein Interesse. Ich bin da, um Geld zu verdienen, und net, um mit Ihrem Chef zu plaudern."

Aber zum Plaudern ist Faymann offensichtlich nicht auf die Schranne gekommen. Auf seiner Tour durch den Markt schüttelt er vielen Menschen die Hände, signiert Autogrammkarten, lächelt, aber das Gespräch mit ihnen sucht er nicht. Regelmäßig fällt ein Kommentar zur Verkaufsvitrine, aber mehr als ein "Das sieht ja köstlich aus" gibt es vom Parteivorsitzenden nicht zu hören. Wie die Geschäfte laufen, fragt Faymann kein einziges Mal. Was die Marktstandler von der geplanten Senkung der Mehrwertsteuer halten, interessiert den Minister an diesem Vormittag scheinbar nicht. Einzig Salzburgs SPÖ-Bürgermeister Heinz Schaden, der Faymann durch den Markt führt, zeigt Initiative und geht aktiv auf die Geschäftsleute zu.

Feinster Zwirn trifft auf Schürze

Die Standler selbst zeigen ebenfalls wenig Begeisterung, über einen Small-Talk hinaus mit Faymann zu reden. Augenscheinlich treffen zwei unterschiedliche Welten aufeinander: SPÖ-Chef trifft auf potentielle ÖVP-Wähler, Bundesminister in feinstem Zwirn trifft auf Bauern mit schmutzigen Schürzen, Arbeiterpartei trifft auf konservative Wählerschichten. Es ist ein schwieriges Pflaster für die Roten.

Faymanns Auftritt auf der Schranne wirkt wie eine Pflichtübung auf dem Weg ins Bundeskanzleramt. Er bedient Funktionäre wie eigene Anhänger und lässt keine Gelegenheit für ein gutes Foto aus. Faymann mit Kind und Faymann mit Eierschwammerln sind die beliebtesten Motive. Er wirbt für sich und seine Partei, aber um Stimmen kämpfen mag er an diesem Vormittag nicht. Und so schnell wie Fernsehzuschauer die Werbung im TV wegzappen, so schnell ist der Besuch des SPÖ-Chefs am Bauernmarkt vorbei, nachdem er wieder im schwarzen Mercedes verschwunden ist.

Für die meisten Besucher und Verkäufer am Bauernmarkt war Faymanns Stippvisite bestenfalls eine kleine Abwechslung. "Aber deswegen werd' ich jetzt nicht die Roten wählen", meint eine Lungauer Bäuerin, die Gemüse und Obst verkauft. Doch zumindest bei einem Marktstandl hat der Sozialdemokrat Eindruck hinterlassen. "I mag eam scho'", sagt eine ältere Gemüsehändlerin zu ihrem Kollegen, während sie einer jungen Frau ein halbes Kilo Zwetschken in ein Papierstanizl packt. "Aber er müsste halt viel mehr am Tisch hauen" erwidert der Kollege gleichen Alters, und ergänzt: "Und der, mir reicht's' g'hört aus'm Verkehr gezogen."

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