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RU 486 und die „Pille auf Krankenschein…“

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Der vom „Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten“ herausgegebene „Nationalbericht Österreich7’ für die Kairoer Konferenz wurde im „Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften unter Mitarbeit des österreichischen Statistischen Zentralamtes und finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie erarbeitet“.

Verfaßt wurde der Text von den Autoren Peter Findl, Andrea Hlavac und Rainer Münz. Angeschlossen an den offiziellen Nationalbericht Österreichs ist ein „7-Punkte-Kata- log“, der von -österreichischen „Nicht-Regierungs-Organisationen“ (NGO’s) erarbeitet wurde. Unter diesen österreichischen NGO’s befinden sich die „Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar Österreichs“, die „Katholische Frauen-“ und „Männerbewegung Österreichs“ sowie andere Organisationen.

Der Nationalbericht stützt sich vor allem auf Broschüren, offizielle Dokumente und interne Unterlagen der verantwortlichen Ministerien. Die Verantwortung für den Inhalt trägt die gesamte Bundesregierung. Und so darf es nicht verwundern, wenn Familienorganisationen und Familienbischof Klaus Küng „entsetzt“ sind und angesichts folgender Passagen Alarm schreien. So heißt es im Bericht auf Seite 7:

„Im Bereich von Fertilität und Fa- milienplanung verfolgt staatliche Politik in Österreich zwei Ziele: einerseits eine möglichst große individuel le Entscheidungsfreiheit bei der Familienbildung und Familienplanung (was den Zugang zu Kontrazeptiva und die Möglichkeit des Schwangerschaftsabbruches einschließt), andererseits einen materieller Lastenausgleich zugunsten von Eltern bzw. von Haushalten mit minderjährigen Kindern.“

Die Abtreibung als „Methode“ der Familienplanung in Österreich? Denn auf Seite 44 bedauert selbst die Bundesregierung den Usus, daß sich die Abtreibung als Methode der Familienplanung in weiten Kreisen der Bevölkerung durchgesetzt haben dürfte: „Die Rechtslage ist liberal, innerhalb der Regierung besteht jedoch Konsens, daß ,der Schwangerschaftsabbruch weder eine gesellschaftlich wünschenswerte noch eine medizinisch empfehlenswerte Methode der Geburtenkontrolle oder der Familienplanung ist’. “

Daß die Abtreibungsfrage im „Nationalbericht“ brisant werden kann, war für die Autoren (Seite 44) voraussehbar: „Das im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern liberale Abtreibungsrecht ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen.“ Die vielzitierte Sachlichkeit des Nationalberichts leidet auch bei der Behandlung des heißen Eisen „Pille auf Krankenschein“: So heißt es ganz lapidar: „Die Kosten der Verhütungsmittel hat derzeit noch in den meisten Fällen der Anwender bzw-, die Anwenderin selbst zu tragen. Die kostenlose Vergabe wird derzeit als Pilotprojekt initiiert, die Forderung nach einer „Pille auf Krankenschein’ gestellt“. Wer diese Forderungen erhebt, erfährt der Leser aber nicht

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