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Über eine Wahl zu berichten, deren Ausgang bei Redaktionsschluss noch nicht feststeht, bei Erscheinen des Blattes aber allen bekannt ist, widerspricht eigentlich allen journalistischer Gepflogenheiten. Im speziellen Fall lässt sich das ansonsten nicht geringe Risiko, den Wahlausgang vorauszusagen, jedoch leichten Herzens eingehen: Saddam Hussein gewinnt die Wahlen im Irak. Wer auch sonst? Gegenkandidaten hat es keinen gegeben.

Rund 11,5 Millionen Menschen waren am Dienstag aufgerufen, den Machthaber für weitere sieben Jahre im Amt zu bestätigen. Der Irak ist seit dem Sturz der Haschemiten-Dynastie im Jahr 1958 eine Republik. Seit 1968 ist die Baath-Partei an der Macht. Gegründet wurde die laizistisch ausgerichtete Bewegung im Jahr 1947 vom syrischen Christen Michel Aflak. In den fünfziger Jahren stand sie in scharfer Opposition zu Ägyptens damaligem Staatschef Gamal Abdel Nasser. Mit Hilfe der Streitkräfte kam ihr syrischer Zweig 1963 in Damaskus, der irakische 1968 in Bagdad an die Macht.

Neben der Baath-Partei sind bei dieser Wahl mehrere kleinere Parteien zugelassen gewesen, die alle in der "Nationalen Fortschrittlichen Front" zusammengeschlossen sind. Angesichts der zunehmenden Kriegsdrohungen durch die USA hatten die Partei und die Staatspresse einen nie gekannten Propaganda-Aufwand betrieben, um das Ergebnis des letzten Referendums von 1995 noch zu übertreffen. Damals hatten 99,96 der Iraker für Hussein gestimmt. Wenige Stimmen werden also entscheiden, ob der Diktator sein ehrgeiziges Ziel erreicht. Eine Gemeinsamkeit, die ihn mit seinem Erzfeind George W. Bush verbindet. WM

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