Saddams Köpfe im Staub

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"Herrn Saddams Denkmal stürzte, nur / von Saddam selbst fehlt jede Spur. / Es ist genau dasselbe Drama / wie mit dem Bösewicht Osama, / dass grad die schönsten Kriegstrophäen / den Amis durch die Lappen gehen." So kommentierte Österreichs Reimeschmied Nummer eins, Wolf Martin also, den Fall der Denkmäler von Saddam Hussein.

Die Bilder der Bronze- und Stahlköpfe, die durch die Straßen irakischer Städte gezogen werden - von Passanten getreten und bespuckt - zeigen zweierlei: Zum einen rufen sie in Erinnerung, welch Personenkult das Regime des Diktators betrieben hat. Zum anderen aber wird einmal mehr deutlich, wie sehr Bilder den Krieg im Irak bestimmen: Nicht die unmittelbare militärische Lage markierte den Sieg der US-Truppen, sondern erst seitdem Saddams Köpfe durch die Straßen geschleift werden, ist sein (politisches) Ende besiegelt.

Die Bilder rufen in der islamischen Welt außerhalb des Irak aber neue Ohnmachts- und Minderwertigkeitsgefühle wach - im Krieg der Symbole neues Saatgut für Hass: Solche Bilder können sich einmal auch gegen die Sieger richten.

1993, als amerikanische GIs im somalischen Bürgerkrieg für Ordnung sorgen wollten, ließen die Warlords getötete US-Soldaten durch die Straßen von Mogadischu schleifen; diese Bilder gingen gleichfalls um die Welt und erzählten: Auch weltpolitisch unbedeutende Player können die Supermacht demütigen. ofri

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