Freiheit für Raif Badawi - Raif Badawi – jede Woche erinnert eine Mahnwache in Wien an ihn und das saudische Unrechtsregime. - © APA / AFP / Kenzo Tribouillard

Saudi-Blogger Raif Badawi: Entlassen – und doch nicht frei

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Der saudische Blogger Raif Badawi wurde nach zehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen – in die Freiheit und zu seiner Familie darf er trotzdem nicht.

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Der saudische Blogger Raif Badawi wurde nach zehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen – in die Freiheit und zu seiner Familie darf er trotzdem nicht.

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Die 376. Mahnwache für den saudischen Blogger Raif Badawi in Wien am Freitag voriger Woche war ein paar Stunden vorbei, da schickte seine Frau die gute Nachricht via Twitter an Unterstützer ihres Mannes in der ganzen Welt: „Nach zehn Jahren im Gefängnis ist Raif frei!“ Seit bald acht Jahren standen die Grünen mit Menschenrechts-Engagierten jeden Freitag vor dem Wiener „König- Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ und pochten auf die Freilassung des bekanntesten politischen Häftlings in Saudi-Arabien.

Kontrastfolie Wiener Abdullah-Zentrum

Ensaf Haidar, die Frau Badawis, die mit ihren drei Kindern in Kanada im Exil lebt, reiste zweimal zur Mahnwache nach Wien – das großteils von Saudi-Arabien finanzierte KAICIID am Wiener Schottenring bot die perfekte Kontrastfolie, um auf den Widerspruch zwischen saudischem Dialog-Gerede am internationalen Parkett und der in Saudi-Arabien gelebten totalitären Praxis hinzuweisen. Dass das Abdullah-Zentrum demnächst von Wien wegzieht, ist mit eine Folge der Mahnwachen für Badawi, deren Forderung sich nach langem Hin und Her auch die österreichische Regierung nicht mehr entziehen konnte.

Zu zehn Jahren Haft, einer Geldstrafe von knapp 250.000 Euro sowie tausend Stockschlögen wurde Badawi verurteilt, weil er in seinen Blogeinträgen die Trennung von Staat und Religion befürwortet hatte. Nach fünfzig Stockhieben wurde dieser Teil der Strafe nach weltweiten Protesten ausgesetzt – weitere Geißelungen hätte der zierliche Mann nicht überlebt. Während Badawi im Hochsicherheitsgefängnis litt, wurde er weltweit mit Menschenrechtspreisen, darunter der Sacharow-Preis für geistige Freiheit des Europäischen Parlaments, ausgezeichnet. Doch das saudische Regime zeigte sich unbeeindruckt, beharrte auf Umsetzung seiner menschenverachtenden Gesetze – bis Freitag voriger Woche. Und darüber hinaus: Badawi muss ein weiteres Bußgeld von zigtausenden Euro zahlen und darf das Land zehn Jahre nicht verlassen. Doch seine Frau gibt nicht auf; im FURCHE-Interview 2017 sagte sie: „Jede Unterstützungserklärung, egal ob von Politikern oder Bürgern, ist wichtig, weil sie der saudischen Regierung zeigt, dass die Welt Raif nicht vergisst.“

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