Senatorin ist zuwenig

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Hillary Clinton kandidiert für ihre Wiederwahl im US-Senat. Doch mit ihrer vollen Wahlkampfkassa kann sie sich auch noch einen Präsidentschaftswahlkampf leisten.

Es ist gar nicht so leicht aus den Demokraten in Washington herauszukitzeln, was sie tatsächlich über Hillary Clinton denken. Washington sei "tricky", also voller Fallen, gesteht ein Demokrat. Die Furcht, dass alles Kritische, was man über Hillary sagt, einmal nach hinten losgehen kann, ist unüberhörbar. Vor allem dann, wenn sie 2008 ins Weiße Haus einzieht. "Ich hoffe ich habe meine Worte gut gewählt", meint auch David Pierpont, ein engagierter Demokrat aus Reston, einem Vorort von Washington DC. "Man will es sich ja mit dem umtriebigen ,Camp Hillary' nicht verscherzen", betont er mit verschmitztem Lächeln.

Obwohl David Pierpont eigentlich nichts Schlechtes, sondern nur Gutes über die New Yorker Senatorin zu berichten haben: Sie sei der Superstar der Demokraten, ein Phänomen. Sie hat alles, was eine gute Präsidentin auszeichnen würde: Intelligenz, Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit. Sie ist eine gute Netzwerkerin, Fundraiserin und Wahlkämpferin. Sie hat Ideen und weiß wie die Verwaltung funktioniert. Und, es gibt keinen, der sie nicht kennt. Sie ist der bunte Hund in der politischen Arena Amerikas.

Größte Feinde: Demokraten

Aber, und da spießt es sich: Trotz all ihrer Fähigkeiten, Erfahrungen und ihrer Bekanntheit, meinen viele Demokraten, dass sie es nicht bis zur ersten Präsidentin der USA schafft. "Ich glaube, dass wir Demokraten wohl die größten Feinde Hillarys sind - weil wir einfach nicht daran glauben, dass sie dieses Amt erreichen kann", gibt Pierpont selbstkritisch zu.

"Sie ist zu schrill, moralisierend und langweilig", ergänzt Julia Friedman, eine 34-jährige Demokratin, die in Washington versucht, Wähler für die Kongress-Wahlen im November zu registrieren. "Ich kenne keinen, ob konservativ oder liberal, der mit ihr warm werden kann. Alles bei ihr wirkt so kalkuliert." Außerdem mag Friedman die ehemalige First Lady nicht, weil sie für den Einmarsch in den Irak stimmte und sich dafür immer noch nicht entschuldigt hat.

Hillary Clinton ist eine stark polarisierende Politikerin, da besteht kein Zweifel. Von vielen Linken verehrt, von manchen heftig kritisiert. Von vielen Konservativen geradezu gehasst. Ihnen ist Bill Clintons Ehefrau zu liberal, eine Feministin, die für "big-government", also mehr Staat steht.

Gerade schwer beschäftigt mit ihrer Wiederwahl zur New Yorker Senatorin, gilt Hillary Clinton gegenwärtig als aussichtsreichste Kandidatin für die Nominierung der Demokratischen Partei bei der Präsidentenwahl 2008. Allein der Blick in ihre prall gefüllte Wahlkampfkasse spricht Bände: 44 Millionen Dollar an Wahlspenden hat Hillary in den letzten Jahren gesammelt. 33 Million davon allein in diesem Jahr - soviel braucht sie eigentlich gar nicht, um in ihrem Bundesstaat wieder gewählt zu werden.

Also rüstet sie für 2008, da ist sich die Mehrheit der Politniks in Washington einig: "Sie wird wahrscheinlich kandidieren und sie wird wahrscheinlich verlieren", meint Dennis Johnson, stellvertretender Dekan an der "Graduate School of Political Management" an der George Washington University. Der ehemalige Wahlkampfmanager hat auch einen Rat für die Demokratische Partei: "Bitte schaut, dass Hillary nicht kandidiert. Das Risiko, dass sie verliert, ist zu groß - und die Demokraten wollen ja auch wieder mal ins Weiße Haus einziehen" (siehe Interview unten).

Auch Amy Sullivan von der renommierten Wochenzeitschrift Washington Monthly sieht das so: "Senatorin, bitte kandidiere nicht", fleht der eigentlich bekennende Hillary-Fan. Sullivan teilt die Befürchtung vieler, dass nicht die politischen Fragen, sondern vielmehr die Person Hillary die Diskussionen bestimmen wird. "In ihrem ersten Senatoren-Wahlkampf 2000 war ihre Strategie einfach: Triff dich mit so vielen Wählern wie möglich und ignoriere die skandal-heischende Presse", meint Sullivan. Und genau darin sieht sie das Problem für 2008. "Der einzige Weg, so viel wie möglich Wähler zu erreichen, ist durch die Medien. Und diese stehen Hillary immer noch sehr kritisch gegenüber."

Für 40 Prozent unwählbar

Hillarys Umfragewerte stehen hingegen gar nicht so schlecht: Laut einer von der Washington Post durchgeführten Studie, meinen 57 Prozent der Amerikaner, dass sie es sich zumindest vorstellen könnten, Hillary ihre Stimme zu geben. Fast 70 Prozent der Befragten bezeichnen sie als starke Führungspersönlichkeit. Und acht von zehn Demokraten haben eine positive Meinung über Hillary. Aber was die Demokraten vor allem verunsichert: Für 40 Prozent der Amerikaner ist Hillary definitiv nicht wählbar. Das Unbehagen in Zeiten von Krieg und Terror, von einer weiblichen Oberbefehlshaberin abhängig zu sein, gefällt vielen Amerikanern überhaupt nicht. Und wenn dann noch die republikanische PR-Maschinerie erst einmal so richtig in Fahrt kommt, können die positiven Zahlen für Hillary schnell ins Wanken geraten. "Ich glaube die Kampagne der Republikaner wird schmutziger und skrupelloser sein als 2004. Sie werden versuchen, mit der altbekannten Terrorangst-Strategie von den wirklichen Problemen im Land abzulenken", erwartet Jon-Christopher Bua, ein demokratischer Medienexperte und ehemaliger Mitarbeiter von Bill Clinton. Etwas differenzierter sieht das Jim Dean, Bruder des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Howard Dean und Leiter der demokratischen Basis-Organisation "Democracy for America": "Ich glaube, die konservativen Medien haben an Glaubwürdigkeit stark verloren und sind daher weniger bedrohlich für Hillary." Er meint, die Menschen in Amerika sind müde von all den republikanischen Schmutzkübelkampagnen und wollen nur eins: Klarheit bei den politischen Themen und einen Kandidaten, der den Stier bei den Hörnern packt - Hillary kann diese starke Persönlichkeit sein, denn Amerika ist bereit für eine Frau als Präsidentin."

Es ist schwer vorauszusehen, was man von Hillary Clinton in den kommenden zwei Jahren erwarten kann. Viel hängt davon ab, wie die Wahlen im Herbst ausgehen. Schaffen es die Demokraten, den Senat (schwierig) und das Repräsentantenhaus (möglich) zurückzugewinnen, wird zuerst einmal das Kapitol politisch umgekrempelt. Dann muss man sehen, wer sich möglicherweise als ernster Gegenkandidat zu Hillary etabliert. Doch eines kann man jetzt schon mit Sicherheit sagen: Es wird sehr schwer werden, Senatorin Clinton von ihrem Vorhaben abzubringen, die erste US-Präsidentin zu werden.

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