Serbien vom Chaos bedroht

Werbung
Werbung
Werbung

Der vor acht Tagen ermordete serbische Ministerpräsident Zoran Djindji´c ist am Wochenende unter ungeheurer Anteilnahme der Bevölkerung beerdigt worden. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in dem größten post-jugoslawischen Staat eigentlich keinen politischen Konsens über die künftige Führung des Landes gibt. Vor allem sollten sich die europäischen Politiker darüber im Klaren sein, dass ohne ihre Hilfe dem Lande und damit der Region die Gefahr droht, im Chaos zu versinken.

Denn das Kondominium Serbien-Montenegro ist weit davon entfernt, konsolidiert zu sein. Serbien selbst hat derzeit keinen Präsidenten und keine Verfassung und das Parteien-Bündnis DOS - durch Djindji´c Autorität bisher zusammengehalten und Träger der Regierung - befindet sich in Auflösung. Neuwahlen stehen vor der Tür und da bietet sich dem bisherigen Hauptwidersacher Djindji´c, Vojislav KoÇstunica die Möglichkeit zu einer Rückkehr in die Politik, aus der er durch Verlust seiner Position als Präsident der Bundesrepublik Jugoslawien, die es nicht mehr gibt, zunächst einmal ausgeschieden ist. Aber er kann sich auf die starke Demokratische Partei Serbiens stützen, deren Vorsitzender er ist und die sich in Opposition zur Regierung befindet.

Die neue serbische Regierung unter Zoran Zivkovi´c wird aber auch den Kampf gegen das vernetzte System von Kriminalität, Polizei, Wirtschaft und Politik, das Krebsgeschwür des Landes, fortsetzen müssen, dessen Zerschlagung Djindji´c zum Verhängnis wurde.

Was die Polizei bei der Verfolgung der Mörder Djindji´cs unter großem Tamtam geboten hat, kann man nicht gerade als Versprechen für die Zukunft betrachten. Dass schließlich Djindji´c in seiner letzten Zeit - in der Hoffnung, sich bei den Nationalisten beliebt zu machen - den Kosovo wieder stärker an Serbien binden wollte, kompliziert die Lage im Osten des Balkans noch zusätzlich.

Die europäischen Politiker dürfen als nicht weiter, wie in den letzten Jahren geschehen, diesen Teil ihres Kontinents ignorieren, sonst werden sie eines Tages ein böses Erwachen erleben.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung