Sisyphus darf nicht aufgeben!

Werbung
Werbung
Werbung

Dieser Tage kam ein Buch über den unvergessenen Egon Matzner heraus, der nach jahrzehntelangem Nach- und Quer- und Vorausdenken über sozialdemokratische Grundsatzpolitik viel zu früh gestorben ist. Die Vorstellung des Sammelbandes "Sisyphus als Optimist" gedieh zu einem Lamento: weil ihm seine spö die Mühe nie wirklich gedankt hat, weil die gesamte Sozialdemokratie Europas zum geistigen Brachland geworden ist.

Beim Zuhören wurde man auch als Anhänger der katholischen Soziallehre sehr nervös: Genauso karg ist auch unser Boden bestellt! Die Katholische Sozialakademie Österreichs arbeitet als eine der letzten Bastionen wacker weiter, hat ein diskussionswürdiges Modell für eine soziale Grundsicherung erarbeitet. Aber es gibt keine demonstrative Ermutigung durch die Kirchenleitung, keinen Soziallehre-Aufbruch in Europa, keine griffige Zukunftsvision. Sozialdemokratische und christdemokratische Parteien haben sich der scheinbar unbezwingbaren Übermacht eines ziemlich schrankenlosen Wirtschaftsliberalismus ergeben.

Papst Benedikt hat die an dieser Stelle geäußerte Hoffnung, er werde beim Weltjugendtag in Köln zu gewaltfreier Gesellschaftsreform in aller Welt aufrufen, theoretisch erfüllt. Seine Predigten waren auf hohem spirituellen Niveau. Aber wer sagt nun, dass Beten allein die Welt nicht erneuern wird? Dass harte Knochenarbeit in Parteien und Gewerkschaften, in Staat und Bürgergesellschaft unverzichtbar ist?

Der Marxismus hat abgehaust. Kapitalismus pur kann und darf ihn nicht ersetzen. Sozial und ökologisch denkende Wissenschafter und Politiker aller Couleurs, bitte melden! Lauter! Auch wenn es ein Hoffen wider alle Hoffnung ist: Sisyphus darf nicht aufgeben!

Der Autor ist freier Publizist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung