Wenn vom Dreiländereck Kosovo, Mazedonien und Serbien die Rede ist, dann meist im Zusammenhang mit ethnischen Spannungen zwischen Albanern, Mazedoniern und Serben. Was wir viel zu wenig beachten, ist, dass kriminelle Organisationen dort über alle Volksgruppen hinweg wunderbar zusammenarbeiten. In der Region florieren Schmuggel und Handel mit Drogen, Waffen, Frauen. Außerdem kommen von dort viele der IS-Kämpfer und viele der Ehemaligen kehren wieder dorthin zurück. Die politischen Krisen und Schwächen der jeweiligen Regierungen im Kosovo, in Mazedonien, in Serbien aber auch in Albanien haben einen rechtsfreien Raum geschaffen. Wie fatal das eskalieren kann, haben wir Anfang Mai in der mazedonischen Stadt Kumanovo erlebt. An einem Samstagmorgen begannen Regierungstruppen Wohnhäuser im albanischen Viertel zu beschießen. Weil sich dort schwer bewaffnete albanische Kämpfer verschanzt haben sollen. Soweit die offiziellen Angaben. Aber die Umstände sind bis heute ungeklärt. Die Albaner behaupten, niemals albanische Kämpfer in ihrer Straße gesehen zu haben. Die zehn Aufständischen, die laut offiziellen Angaben getötet worden sein sollen kennt angeblich keiner. Die Bewohner beschuldigen die Regierung, den Kriegszustand inszeniert zu haben, um von politischen Problemen abzulenken.
Tatsächlich ist der konservative Regierungschef Gruevski massiv unter Druck. In Skopje demonstrieren seit Monaten Oppositionelle. Sie fordern den Rücktritt der Regierung, der sie Korruption und autoritären Führungsstil vorwerfen. Die Menschen sind frustriert. Mazedonien ist seit 10 Jahren EU-Beitrittskandidat, aber nichts geht voran. Die Wirtschaft in der gesamten Region ein Desaster. Um davon abzulenken, spielen Regierungen gerne die ethnische Karte. Und das wiederum ist ein Spiel mit dem Feuer.
Die Autorin ist Korrespondentin der ARD in Wien
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