Stimmen zur Presseratsdiskussion in Österreich

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"Wie einst Molotow"

Die Furche:Warum ist der VÖZ vor mehr als zwei Jahren aus dem Presserat ausgestiegen?

Walter Schaffelhofer: Wir wollten eine Selbstkontrolle, bei der die Zeitungen unmittelbarer mitwirken, als das in der alten Konstruktion der Fall war.

Die Furche: Warum wurde nicht versucht, den alten Presserat zu erneuern?

Schaffelhofer: Die Gewerkschaft sieht den Presserat als wichtiges Machtinstrument und wollte ihren Einfluss nicht aufgeben.

Die Furche:Wie sehen Sie die derzeitigen Entwicklungen?

Schaffelhofer: Wir werden das Modell der Chefredakteure unterstützen, das eine echte Selbstkontrolle sein wird.

Die Furche:Und die Gewerkschaft?

Schaffelhofer: Es gab eine Phase im UN-Sicherheitsrat, wo der Herr Molotow grundsätzlich zu allem "njet" gesagt hat. In ähnlicher Weise ist die Gewerkschaft absolut nicht bereit, über ein gemeinsames Modell zu reden. Sie haben ja selber auch keine neuen Vorschläge gemacht.

Walter Schaffelhofer ist Generalsekretär des Verbandes Österreichischer Zeitungen.

"Polit-Phraseologie"

Die Furche: Wie funktioniert die im "Chefredakteursmodell" geplante Presse- und Leseranwaltschaft.

Claus Reitan: Diejenigen Personen, die sich durch ein Presseerzeugnis verletzt fühlen, sollen sich an diese Anwaltschaft wenden können, und das mit dem Ersuchen um rasche Vermittlung, Behebung der Beschwerde, Gespräch zur Einigung, usw. Es ist auch ein Beitrag dazu, dass nicht jeder, der sich in seinen Rechten verletzt fühlt, zum Gericht gehen muss. Der Verein der Chefredakteure wird sich auch mit Grundsätzlichem befassen.

Die Furche: Die Gewerkschaft wirft ihnen vor, das Modell sei eine Kontrolle von oben herab.

Reitan: Solche Vorwürfe sind Polit-Phraseologie von Funktionärskadern ältester Bauart. Wir bemühen uns, eine Lücke im Bereich der Selbstkontrolle zu schließen. Das Modell ist unabhängig und auf keinen Fall ein Instrument der Chefredakteure. Wir wünschen uns einen Beirat, zu dem die Sozialpartner eingeladen sind. Für grundsätzliche Fragen muss man alle nutzen, die daran mitarbeiten können.

Claus Reitan, Chefredakteur der "Tiroler Tageszeitung", ist maßgeblich an der Entwicklung des "Chefredakteursmodell" beteiligt.

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