Stoiber und Pauli waren, Beckstein und Huber sind

Werbung
Werbung
Werbung

Bayerischer Epochenwechsel mit Eklat: Überschattet von der Abrechnung der Parteirebellin Gabriele Pauli hat die CSU am Wochenende die Ära Edmund Stoiber offiziell beendet. Mit ihrem kurzen Störfeuer konnte die 50-jährige Landrätin auf dem CSU-Parteitag in München den friedlichen Stabwechsel Stoibers an das Erben-Duo Erwin Huber und Günther Beckstein aber nicht aufhalten.

Nach acht Jahren an der CSU-Spitze und 14 Jahren als Ministerpräsident komplimentierte die Partei Stoiber zur Tür hinaus - in einem Gebräu aus Dankbarkeit, Scheinheiligkeit und Erleichterung über das Ende des quälenden Stoiber-Dramas. Zum Abschied erschallte kein "Edmund, Edmund"-Sprechchor, wie er früher üblich war. "Es hat zu lang gedauert", sagt ein Vorstandsmitglied lakonisch über Stoibers achtmonatigen Abschied.

Doch anschließend demonstrierte die CSU wieder jene Geschlossenheit, die ihre Gegner verzweifeln lässt: Stoibers Erben erzielten bei ihrer Kür deutliche Mehrheiten für ihre Doppelspitze.Es war der 72. Parteitag der CSU und der größte Umbruch seit dem Tod von Franz Josef Strauß. Erstmals eine Kampfabstimmung zwischen drei Kandidaten. Und die aufsässige Pauli, die von Kamerateams und Journalisten bis in die Damentoilette verfolgt wurde. "Die Politik soll die Menschen glücklicher machen", sagte sie. Ob Pauli selbst durch die Politik glücklicher geworden ist, darf bezweifelt werden. Sie klagte ihre Partei an, die sie mit dem Rotlichtmilieu in Zusammenhang gebracht hat. Und sie klagte Beckstein an: "Wie kann es sein, Günther, dass jemand wie ich als Person bezeichnet wird, die zum Psychiater muss? Was hat Dich dazu veranlasst?", fragte sie den künftigen Regierungschef.

Scharfmacher war einmal

Er sei lieber ein Hardliner als ein Weichei - so stellt sich Beckstein schon seit Jahren vor. Viele, die ihn näher kennen, glauben aber, dass den auch von politischen Gegnern für seinen Humor und Charme geschätzten Juristen nach all den Jahren als Scharfmacher in der Innen- und Ausländerpolitik insgeheim vor allem die friedvolleren Seiten des Amts als bayerischer Landesvater reizen.

Beckstein ist bereits der dritte Franke in diesem Amt nach den CSU-Größen Hanns Seidel und Hans Ehard. Zugleich ist er der erste Protestant an der Spitze des katholisch geprägten Freistaats. Und obwohl er als bayerischer Innenminister das Kirchenasyl hart bekämpfte, ist Beckstein fest in der evangelischen Kirche verwurzelt. Seit 1996 gehört er der Landessynode in Bayern an; als Jugendlicher trat er dem "Christlichen Verein Junger Menschen" bei. Auch seine Frau Marga, mit der er drei Kinder hat, lernte er im Kirchenvorstand kennen: Mit der Vertreterin des linken Kirchenflügels habe er sich "damals unheimlich viel gestritten", aber sie "eben auch schätzen und lieben gelernt", verriet Beckstein einmal.

Meinungsverschiedenheiten gibt es auch im Hause der zweiten neuen CSU-Größe: Dass sich die Frau von Erwin Huber nach 25 Jahren immer noch keine neue Küche kaufen durfte, machte Schlagzeilen - "ich bin eben ein Konservativer", rechtfertigte er sich, "und ein Knauser", fügten andere hinzu. Letztlich konnte sich aber Frau Huber durchsetzen, im Unterschied zu Frau Pauli.

WM/APA

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung