7101903-1995_15_02.jpg
Digital In Arbeit

Triumph „starker” Männer

Werbung
Werbung
Werbung

Die Gemeindewahlen in Vorarlberg haben die Bürgermeister-Direktwahlen, die es in fünf Jahren erstmals geben wird, „vorweggenommen”: Gewonnen haben „starke” Gemeindeoberhäupter, Einflüsse von Bundes- oder Landesebene spielten kaum eine Bolle.

Das gilt vor allem für die fünf Städte: Der Bregenzer Bürgermeister Siegi Gasser und sein Dornbir-ner Kollege Budi Sohm, beide ÖVP und sehr „volksnah”, konnten zehn beziehungsweise sechs Prozentpunkte dazugewinnen und halten nun bei 47,3 beziehungsweise 60,3 Prozent. In Feldkirch konnte OVP-Bürgermeister Wilfried Berchtold seine absolute Mehrheit immerhin halten. Ein Desaster hingegen für das einzige „rote” Stadtoberhaupt, den Blu-denzer Heinz Wiedemann. Er hatte seine Stadt an den Band der Zahlungsunfähigkeit geführt und bekam die Bechnung: Minus zehn Prozentpunkte. In Hohenems verlor der unpopuläre OVPler Herbert Amann erneut fünf Prozentpunkte.

Schwierig ist es, das Ergebnis auf Landesebene nach Parteien aufzuschlüsseln: In 28 der 96 Gemeinden traten Einheitslisten an, oft mit Vertretern verschiedenster politischer Bichtungen. Selbst die ÖVP kandidierte nur in 50 von 96 Ortschaften, in drei weniger als 1990. Dennoch konnte sie ihren Stimmanteil sogar um 0,9 auf 44,1 Prozent steigern. Landeshauptmann Martin Purtscher und Obmann Herbert Sausgruber führen das unisono auf die „starken Persönlichkeiten” in den Gemeinden zurück. Diese hatten im Wahlkampf jeden Hinweis auf die Bundespartei vermieden, die sich gerade in einer beschämenden Obmann-Debatte selbst zerfleischt.

Kein grosser F-Erfolg

Die Freiheitlichen erreichten zwar ihr Wahlziel, die SPÖ zu überholen und sind jetzt auch auf lokaler Ebene zweitstärkste Kraft, einen großen Sieg errangen sie aber nicht: Sie halten nun bei 16,4 statt bisher 12,9 Prozent landesweit, kandidierten aber immerhin in 44 statt zuvor in 30 Gemeinden. In Lustenau, der größten Marktgemeinde Österreichs, gewann Ex-Landesparteiobmann Hans Dieter Grabher - kein Freund Haiderscher Politik - die absolute Mehrheit zurück. Anderseits gelang es den F nicht, die Verhältnisse in Schruns und Mäder umzudrehen. Das bedeutet, daß der Haider-Vize im Nationalrat, Ewald Stadler, in Wien bleibt. Er hatte damit spekuliert, Bürgermeister zu werden und in den Landtag zurückzukehren.

Die Sozialdemokraten reagierten gelassen auf ihr Debakel: Sie hatten schon damit gerechnet. SPÖ-Chef Karl Falschlunger hatte bereits vor Wochen die Präsentation seines innerparteilich umstrittenen Beformprogrammes auf den Tag nach der Wahl angesetzt. Veränderungsunwilligen Kritikern der geplanten Umgestaltung von Bezirksorganisationen hin zu „Themenreferaten” dürften angesichts von Stimmenverlusten von bis zu 17 Prozentpunkten wie in Bregenz aber die Argumente ausgehen.

Freude bei Grünen und Liberalen: Die Öko-Partei schaffte in den Gemeinden, in denen sie kandidierte, im Schnitt zehn Prozent der Stimmen. Das „Liberale Forum” trat in sieben Gemeinden an und zog in sechs Gemeindevertretun-

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung