Trotz Beratung keine Wunder

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Der Politikberater und Ex-Journalist thomas hofer über Kommunikationsberatung und was sie Politikern bringen kann.

Die Furche: Herr Hofer, wie wichtig ist Kommunikationstraining für Politiker?

Thomas Hofer: Sehr wichtig. Wie man in der Wirtschaft nicht davon ausgehen kann, dass jeder Vorstandsvorsitzende oder Geschäftsführer ein perfektes Kommunikationstalent ist, kann man das auch nicht in der Politik. Und Politiker stehen ja noch mehr in der Öffentlichkeit. Geplante und inszenierte Kommunikation ist daher für jeden Politiker unbedingt nötig.

Die Furche: Was kann gute Beratung dabei leisten und was nicht?

Thomas Hofer: Sie kann einen weniger guten Kandidaten besser und einen guten Kandidaten sehr gut machen. Sie kann aber sicher keinen unbegabten Politiker zum Wunderwuzzi machen. Sie kann bei einer Wahl ein paar Prozentpunkte verändern, aber sicher keine Wahl umdrehen. Und sie kann nicht aus einem Alexander Van der Bellen einen Karl-Heinz Grasser machen oder umgekehrt. Denn ein Berater muss natürlich auf die Persönlichkeit eingehen.

Die Furche: Apropos Grasser: Er hat den Ruf, immer seine eigene Botschaft anzubringen, egal wie die Frage des Interviewers lautet ...

Hofer: Klar, wenn ein Politiker in so ein Interview geht, will er eine Botschaft absetzen. Und da ist es dann fast egal, was der Interviewer fragt. Natürlich sollte das nicht zu klar auf dem Tisch liegen. Aber es gibt geschickte Leute, die das überdecken können, die pro forma auf die Frage eingehen und dann doch ihre Botschaft unterbringen.

Die Furche: Gerade kritische Fragen bringen Politiker immer wieder in Erklärungsnotstand, so etwa der Yachtausflug des Finanzministers mit Wolfgang Flöttl. Wie sollen Politiker mit heiklen Themen umgehen?

Hofer: Nehmen Sie Bill Clinton, der diesbezüglich ja teilweise vergleichbar ist mit Grasser. Immer, wenn Clinton in der Defensive war, hat er das Thema umformuliert. Er hat dem Ganzen einen Dreh gegeben, sodass es auf den politischen Gegner zurückgefallen ist. Etwa seine Affäre mit Monica Lewinsky, die er zuerst ja auch geleugnet hat. Dann hat er gemeint, es könne schon sein, dass das eine persönliche Verfehlung gewesen ist, aber das sei seine Privatsache. Der eigentliche Skandal sei, dass die Republikaner daraus einen Politskandal machen wollten. Bei den Leuten hat das Argument gezogen. Im konkreten Fall ist es natürlich immer schwierig, solche Angelpunkte zu suchen, um das Thema umzudrehen und in die Offensive zu gehen. Aber das ist der Moment, wo ein Politikberater ansetzt. Der Politiker muss aus der Defensive heraus. Das muss auch Karl-Heinz Grasser.

Das Gespräch führte Claudia Feiertag.

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