Tschernobyl war das Ende der Atomkraft
15 Jahre nach Tschernobyl ist die Atomkraft ein Auslaufmodell. 17 Prozent der weltweit erzeugten Elektrizität kommt aus Atomkraftwerken - Tendenz fallend.
15 Jahre nach Tschernobyl ist die Atomkraft ein Auslaufmodell. 17 Prozent der weltweit erzeugten Elektrizität kommt aus Atomkraftwerken - Tendenz fallend.
Am 26. April 1986 tritt im ukrainischen AKW Tschernobyl das ein, was die Atombefürworter immer für technisch unmöglich und undenkbar hielten: Es kommt zum Super-GAU. Während eines technischen Experiments steigt im Block vier des Kraftwerks die Leistung des Reaktors binnen Sekunden um das Vielfache an. Zwei Explosionen zerstören den Atommeiler. Der 1.700 Tonnen schwere Graphitblock des Reaktors geht in Flammen auf. Es wird zehn Tage dauern, bis der Brand gelöscht sein wird.
Die hohe Rauchsäule und die wechselnden Winde verteilen den Fallout über ganz Europa. Am schlimmsten betroffen ist die unmittelbare Umgebung, wo eine 30-Kilometer-Sperrzone errichtet wird. Aus ihr werden alle 135.000 Einwohner evakuiert - allerdings erst mit mehrtägiger Verspätung. Bei den unmittelbaren Lösch- und Aufräumungsarbeiten sterben 31 Menschen, die meisten von ihnen an akuter Strahlenkrankheit.
In den drei am stärksten betroffenen Staaten - Ukraine, Weißrussland und Russland - wurde eine Fläche von der doppelten Größe Österreichs auf Generationen radioaktiv verseucht. An die 400.000 Menschen mussten ihre Heimat verlassen.
An die 800.000 Soldaten und Arbeiter waren an den Aufräumungsarbeiten in Tschernobyl und am Bau des Sarkophags rund um den Unglücksreaktor beteiligt. Diese Menschen - "Liquidatoren" genannt - waren teilweise extrem hohen Strahlenbelastungen ausgesetzt. Bis 1996 verstarben 15.000 von den insgesamt 200.000 meist jungen, ukrainischen Liquidatoren. In Russland sind inzwischen 46.000 der Liquidatoren invalid. In der Ukraine gelten insgesamt 73.000 Menschen als Tschernobyl-Invaliden.
Aufgrund der langen Latenzzeiten vieler strahlenbedingten Krebsarten gibt es über die Gesundheitskonsequenzen noch keine umfassenden Daten. Bei Schilddrüsenkrebs sind die Tschernobyl-Folgen allerdings überdeutlich zu sehen.
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