"Ungleichheit weitet sich aus“

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Eva Egger arbeitet seit 1998 in der Abteilung Arbeitsmarktpolitik für Frauen des AMS Österreich. Die Expertin spricht über Kinder als Karriereknick, Mathematik-Lehrer und fehlende Aufklärung.

Die Furche: Warum ist der Einkommensunterschied vor allem bei den Hochqualifizierten so hoch?

Eva Egger: Dafür gibt es mehrere Gründe. Studienfächer und Berufe in denen hauptsächlich Frauen anzufinden sind, werden in unserer Gesellschaft geringer geschätzt als traditionelle Männerbereiche. Frauen verdienen bereits beim Berufseinstieg um 19 Prozent weniger und die Einkommensunterschiede nehmen in der Berufslaufbahn weiter zu.

Die Furche: Geht es Naturwissenschaftlerinnen und Ökonominnen in der Hinsicht besser?

Egger: Überhaupt nicht. Auch wenn dieselben Voraussetzungen vorhanden sind, steigen Frauen in allen Bereichen schlechter aus. Eine Studie der Wiener Wirtschaftsuniversität fand heraus, dass der Einkommensunterschied von WU-Absolventinnen nach nur 10 Jahren bereits 71.000 Euro ausmacht. Diese Ungleichheit weitet sich aus. Männer machen genau in der Zeit Karrieresprünge, in der Frauen Kinder bekommen.

Die Furche: Es gibt Initiativen, um Frauen für Naturwissenschaften zu begeistern. Da scheint sich doch etwas zu tun.

Egger: Schön langsam. Durch Schulungen versucht beispielsweise das AMS die Angst vor "Männer“-Sparten zu nehmen. Aber es gibt, noch einige Klischees zu überwinden. Viele Frauen glauben, als Technikerin trägt man den ganzen Tag blaue Uniformen und macht sich dreckig. Wir erleben es, dass Frauen sich solche Berufe nicht zutrauen und zu wenig über die tatsächlichen Tätigkeiten Bescheid wissen.

Die Furche: Warum trauen sie sich das nicht zu?

Egger: Naturwissenschaftliche Fächer werden in der Schule hauptsächlich von Männern unterrichtet; der Stoff ist hauptsächlich so ausgerichtet, um Burschen anzusprechen. Mädchen werden noch immer nicht als gleichwertig angesehen. Man kennt doch Sager wie: Mädchen lernen hauptsächlich auswendig. Ihnen werden dadurch Eigenschaften wie logisches Denken aberkannt.

Die Furche: Sind Frauen dann auch stärker von der Altersarmut betroffen als Männer?

Egger: Ja, es besteht mehr Gefahr. Prognosen besagen zwar, dass immer mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt kommen, das Gesamtpotenzial an Arbeitsstunden hat aber nicht zugenommen, das heißt, es gibt weniger Vollzeitstellen und mehr Teilzeitjobs mit geringerem Einkommen. Und ein geringeres Einkommen führt klarerweise zu geringeren Pensionen. Auf den Mindest-Pensionsbetrag von 837 Euro kommt die Hälfte der Frauen nur mit Ausgleichszulage. Das ist die Hälfte derjenigen Frauen, die überhaupt eine eigene Pension bekommen! (eg)

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