Verhasster König hat sich noch verhasster gemacht

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Schon bei seiner Thronbesteigung im Juni 2001 war Nepals König Gyanendra im Volk verhasst. Schwere Unruhen und Proteste begleiteten die Krönungsfeierlichkeiten, denen ein Blutbad im Palast von Kathmandu vorausgegangen war. Sein älterer Bruder, König Birendra, dessen Frau Königin Aishwarya und weitere Mitglieder der Herrscherfamilie waren erschossen worden. Täter war laut Bericht einer Untersuchungskommission Birendras Sohn Kronprinz Dipendra, der die Waffe anschließend gegen sich selbst gerichtet haben soll. Gyanendra überlebte die Familientragödie, bei der insgesamt zehn Menschen getötet wurden, weil er gerade im Winterpalast in Pokhara Urlaub machte.

Gemeinsam mit Maoisten

Fünf Jahre später hat der 58-jährige Monarch und ehemalige Jesuiten-Zögling weiter an Rückhalt verloren. Angesichts seiner Despotie einigten sich die Parteien in ihrem Kampf für die Demokratie und arbeiten nun sogar mit den maoistischen Rebellen zusammen. Doch der König klammert sich weiter an die Macht. Ende letzter Woche ließ er auf die tausenden Menschen schießen, die zu einer verbotenen Massenkundgebung in die Hauptstadt gekommen waren. "Es wäre ein Wunder, wenn der König seine Macht aufgeben würde", meint Sukh Deo Muni von der Nehru-Universität in Neu Delhi. Der Fachmann für internationale Politik befürchtet eine Eskalation im einzigen hinduistischen Königreich der Welt.

Mit seinem Aufruf zum Dialog und der vagen Ankündigung baldiger landesweiter Wahlen gelang es Gyanendra nicht, die zahlreichen Regimegegner zu beschwichtigen. Bereits die Kommunalwahlen vor wenigen Wochen wurden von den Oppositionsparteien boykottiert und als Farce verurteilt. Der despotisch regierende König versuche doch nur, sich ein demokratisches Deckmäntelchen umzuhängen, kritisierten sie. So ist die Armee zu Gyanendras wichtigster Herrschaftsstütze geworden.

Gyanendra hatte am 1. Februar vergangenen Jahres die parlamentarisch legitimierte Regierung entlassen und den Ausnahmezustand in dem Himalaya-Reich verhängt. Nach einer befristeten Aussetzung der Bürgerrechte sollten im April 2007 demokratische Wahlen abgehalten werden, versprach er damals. Die Opposition sah in der königlichen Alleinherrschaft zunächst ein notwendiges Übel, um die um sich greifende Korruption und die maoistischen Aufständischen zu bekämpfen. Mittlerweile hat die Opposition jedoch jede Geduld verloren.

"Neigung zu Gewalteinsatz"

Der Vertreter des un-Menschenrechtskommissariats in Nepal stellte für die Regierung in Kathmandu "eine beunruhigende Neigung zu übermäßigem Gewalteinsatz" fest. Mit seinem unnachgiebigen Vorgehen isoliert sich der Monarch auch in der internationalen Gemeinschaft. Die Entwicklung hin zur Demokratie aufhalten kann der König nach Einschätzung von Experten nicht: "Ob er will oder nicht - das Land bewegt sich Richtung Republik", prophezeit ein Professor der Tribhuvan-Universität (König Tribhuvan war Gyanendras Großvater) in Kathmandu. Eigentlich wolle das Volk die Monarchie gar nicht abschaffen, Gyanendra selbst habe es aber in die Gegnerschaft getrieben. WM/APA

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