Von Rio nach Johannesburg

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Der "Geist von Rio" wird dieser Tage, anlässlich der UNO-Konferenz in Johannesburg, allseits beschworen. Zehn Jahre nach der ersten UNO-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro ist die damalige Euphorie über das Ende des Kalten Krieges und den möglichen Beginn einer "neuen Weltordnung" nur mehr nostalgische Erinnerung an bessere Zeiten.

Agenda 21 - das war ein Programm, das die internationale Staatengemeinschaft dazu anleiten sollte, die Umwelt zu schützen und gleichzeitig die Armut zu reduzieren. Drei Konventionen wurden abgeschlossen (Schutz des Klimas, Erhaltung der Artenvielfalt, Bekämpfung der Ausweitung der Wüsten). Die Industriestaaten verpflichteten sich, mindestens 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungshilfe aufzuwenden. Was ist daraus geworden?

Die reichen Industrieländer, allen voran die USA, verpesten weiter die Luft und betreiben weiter Raubbau an allen Ressourcen. Das Postulat von der "nachhaltigen Entwicklung" ist durch jenes der "Entwicklung durch Globalisierung" abgelöst worden. Und was die Bekämpfung der Armut betrifft, so beträgt die Entwicklungshilfe der Industriestaaten derzeit 0,22 Prozent des BIP. Die Schere zwischen den reichen und den armen Ländern hat sich weiter geöffnet. Daran ändert nichts, dass in etlichen der armen Länder eine kleine reiche Oberschicht entstanden ist, die von der Globalisierung profitiert.

Was könnte den "Geist von Rio" wieder zum Leben erwecken? Die Theorien liegen auf dem Tisch, an konkreten politischen Vorschlägen (Tobin-Steuer) mangelt es nicht. Es bedürfte nur einer Kehrtwende der EU-Politik, die bislang unentschlossen zwischen blanker Anpassung an den amerikanischen Weg und zögerlichem Festhalten am europäischen Wohlfahrtsstaat schwankt. Das europäische Modell der ökosozialen Marktwirtschaft zu globalisieren, wäre allemal zukunftsträchtiger als der weder von ökologischen noch von sozialen Zielvorstellungen gebremste Kapitalismus der USA.

Die Autorin war ORF-Journalistin und Dokumentarfilmerin.

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